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Westfalen Post vom 13.07.2022
Hinweis: zu „Alterric“:
Die ENERCON IPP hat sich mit den Windexperten des Oldenburger EWE-Konzerns, der EWE ERNEUERBARE ENERGIEN GmbH, zusammengetan. Daraus ist im April 2021 die Alterric GmbH mit Sitz im niedersächsischen Aurich entstanden. Link zur Quelle:
In einem Fernsehbeitrag von „Panorama“ vom 28.04.2011 wurde über das „schmutzige Geheimnis sauberer Windräder“ berichtet:
hier das Transcript des Fernsehbeitrags:
Einmal einen Windpark bauen
Äußerungen des Windbarons Günter Pulte, der den Bau des Windparks RothaarWind II im Grenzbereich zwischen Kirchhundem und Hilchenbach plant, sind für Bürgerinitiativen des Sauerlandes sehr befremdlich.
Stellungnahme verschiedener Bürgerinitiativen zu einem Bericht mit der Überschrift „Von einem, der auszog, einen Windpark zu bauen…“ erschienen im Newsletter Windkraft Südwestfalen, Ausgabe März 2022
Stellungnahme
Die Äußerungen des Windbarons Günter Pulte, der den Bau des Windparks RothaarWind II im Grenzbereich zwischen Kirchhundem und Hilchenbach plant, sind für uns Bürgerinitiativen des Sauerlandes sehr befremdlich.
Es ist rührend, wie Herr Pulte immer wieder den Klimaschutz in den Vordergrund stellt, um damit in erster Linie sein Bauvorhaben zu rechtfertigen und sich nicht scheut Naturschutzvereine und Bürgerinitiativen als „Querdenker des Klimawandels“ zu bezeichnen. Dabei scheint es dem Windbaron wohl entgangen zu sein, dass Bürgerinitiativen und Naturschutzvereine/-verbände durchaus Bestandteil demokratischer Staatsordnungen sind und auch nichts mit „Wutbürgertum“ gemein haben. Wer sie abschaffen möchte, begibt sich auf den Pfad der Staaten, von denen wir so verzweifelt versuchen unabhängig zu werden.
Jedes neue Windrad trägt zur Naturzerstörung bei
Im Jahr 2019 hat der Anteil der Erneuerbaren Energien am gesamten Primärenergieverbrauch ca. 8,5 % betragen, der alleinige Anteil von Windenergie hat ca. 1,8 % betragen (Vgl. diverse Statistiken auf www.energieatlas.nrw.de). Jedem klugen Rechner müsste nun eigentlich auffallen, dass auch eine Verdopplung oder gar Verdreifachung der Windenergie nicht die ersehnte Unabhängigkeit herbeibringen kann. Zudem sind 100% nicht erreichbar in einer Welt, in der die Gesetze der Physik gelten; aber selbst 30% sind realistisch betrachtet nicht erreichbar. Jedes neue Windrad bringt uns diesem unerreichbaren Ziel nicht näher, sondern trägt nur zu weiterer Ressourcen-verschwendung und Naturzerstörung bei. Waldflächen sind in der Regel eine begrenzte Ressource (sie lassen sich nicht beliebig erweitern), genauso wie landwirtschaftliche Nutzflächen. In den letzten Jahrzehnten hat sich durch den Flächenbedarf für z. B. die Industrialisierung der „Naturraum“ beständig verringert. Wälder nehmen aber wichtige, nicht ersetzbare Funktionen in der Ökologie neben der Wassergewinnung und CO2 Speicherung ein. Wir sollten diese Funktionen erhalten, statt der Gewinnmaximierung der Windindustrie unwidersprochen den Vorrang einzuräumen. Warum müssen Windräder überhaupt in Wäldern stehen, wenn es doch ausreichend große Industriebrachen gibt oder weiterhin ungenutzte Flächen entlang der Autobahnen? Die Windenergie kann nur volatil Strom erzeugen und eignet sich aufgrund der fehlenden Speicherinfrastruktur nicht dazu uns von russischem Öl und Gas abhängig zu machen.
Bereits jetzt schon beträgt die installierte Leistung Erneuerbarer Energien ca. 130 GW, demgegenüber steht ein durchschnittlicher Stromverbrauch von 80 GW (siehe electricitymap.org). Und dennoch können wir nur in Spitzenzeiten annähernd den Strombedarf -vom Wärmesektor reden wir noch nicht einmal- durch Erneuerbare decken. In den übrigen Zeiten liegt er weit unter dem Bedarf oder sogar bei null (siehe z. B. Pressemitteilung vom statistischen Bundesamt „Stromerzeugung aus Windkraft wetterbedingt um 13,3% zurückgegangen“.
Die Aussagen einiger Politiker, z. B. von Herrn Minister Olaf Lies („Der Blick aufs Windrad ist auch ein Blick auf Frieden und Freiheit“) oder von Herrn Bundesfinanzminister Lindner, der Erneuerbare Energien als „Freiheitsenergien“ bezeichnet, werden zur Farce und sind an Realitätsverlust angesichts der oben aufgeführten Zahlen nicht zu überbieten.
Die Rahmenbedingungen müssen stimmen
Betrachtet man die notwendigen Redispatch-Maßnahmen (das sind Maßnahmen zur Stabilisierung unserer Stromnetze, wenn z.B. gerade sehr viel Wind weht, aber wenig Strom abgenommen wird oder umgekehrt) und dadurch entstehende Kosten, fällt einem auf, dass diese Maßnahmen immer häufiger durchgeführt werden müssen. Die Gesamtkosten dieser Maßnahmen zur Stabilisierung unserer Stromnetze haben in 2020 in Deutschland 1,4 Milliarden Euro betragen (Quelle Energie und Management 26.04.2021). Kosten, die am Ende jeder Stromkunde mittragen muss. Verursacht werden sie auch durch den mangelhaften Ausbau der Stromnetze innerhalb Deutschlands und durch fehlende Speichermöglichkeiten. So konnten z. B. im Jahr 2020 ca. 6,1 Mrd. kwh Strom aus Erneuerbaren Energien nicht genutzt werden. Die Betreiber erhielten dafür Entschädigungen von insgesamt 761 Millionen Euro. Für Einspeisereduzierungen und -erhöhungen konventioneller Kraftwerke und das Bereithalten von Reservekraftwerken fielen gut 637 Millionen Euro an Kosten an. Vielleicht sollte man also erstmal Schritt eins und zwei machen (Ausbau des Stromnetzes und Speichermöglichkeiten) und dann den Dritten (Zubau Erneuerbare Energien). Windenergie ist sicherlich an geeigneten Standorten gut und sinnvoll, aber die Rahmenbedingungen müssen auch stimmen.
Wenn man einen Blick auf die Lieferketten unserer Erneuerbaren Energien wirft, müsste sich der Blick eigentlich noch weiter verfinstern. So kommen z. B. über 50 % der Rohstoffe für die Windturbinen und Photovoltaik aus China, nicht gerade ein Land in dem der Umweltschutz großgeschrieben wird. Weitere Rohstoffe kommen aus Russland, einem Land von dem wir gerade versuchen unabhängig zu werden. Das Balsaholz für die Rotorblätter der Windindustrieanlagen kommt aus dem Regenwald, dessen Abholzung wir immer wieder anprangern, weil er ja unsere „Grüne Lunge“ ist (siehe z. B. diverse Aktionen von Greenpeace). Das „Sauberimage“ unserer Erneuerbaren bekommt so eigentlich durch die Lieferketten eine schmutzige Weste, aber das interessiert hier kaum jemanden, weil die Länder ja weit weg sind und durch Greenwashing wird mal wieder die perfekte Nachhaltigkeit vorgegaukelt.
Doch nun zurück zu Windbaron Pulte, der z. B. die Austrocknung des Bodens durch Windindustrieanlagen anzweifelt. Aktuellen Studien zufolge, verändern Windräder aber tatsächlich das Mikroklima in ihrem direkten Umfeld. Als Mikroklima bezeichnet man das Klima der bodennahen Luftschichten. Um dies nachzuvollziehen, genügen einfachste Grundkenntnisse in Physik. In jedem Windpark wird der Atmosphäre durch die Luftverwirbelungen, besonders im Sommer, Feuchtigkeit entzogen, der Boden zusätzlich erwärmt und so schneller ausgetrocknet. Vor allem nachts sinken die Temperaturen in den Windparks weniger ab als außerhalb. Für das Wissenschaftsportal „scinexx.de“ haben deutsche Wissenschaftler ermittelt, dass die 1300 auf See und 30000 (Stand 2018) an Land installierten Windenergieanlagen in Deutschland bereits einen zusätzlichen Temperaturanstieg von 0,27 Grad Celsius innerhalb der letzten fünf Jahre bewirkt haben. Nachgewiesen hat dies im April 2019 eine veröffentlichte Untersuchung an der niederländischen Uni Wageningen.
Temperaturanstieg durch Windenergieanlagen
Und noch eine Physikalische Gegebenheit: Ein Windrad wirft immer einen Windschatten auf die windabgewandte Seite (Leeseite). Dadurch entsteht hinter der Anlage ein Nachlaufeffekt, auch als Wake Effekt bezeichnet. Der Wind hinter einer Windkraftanlage hat durch diesen Effekt eine geringere Geschwindigkeit als vor der Anlage. Hierdurch entstehen Luftverwirbelungen, auch Windschleppen genannt. Diese Windschleppen entziehen dem Wind Energie, an Land in einer Länge bis zu 30 km und über dem Meer in einer Länge von bis zu 100 km. Der Wind wird so über große Regionen hinweg verlangsamt. Gerade der verlangsamte bzw. abgeschwächte Wind aus westlichen Richtungen bringt somit weniger Regen. Dies wiederum bedeutet unter Umständen mehr Dürre und Ernteeinbußen.
Die Ursache des massiven Borkenkäferbefalls, der in den letzten drei Jahren für immense Schäden in unseren Wäldern, in erster Linie in den Fichtenbeständen, gesorgt hat, ist nicht ausschließlich auf die Erderwärmung zurückzuführen. Die Fichte stammt im Ursprung eher aus nördlichen Regionen, wie z. B. Skandinavien und dem Baltikum. Dort herrscht ein kühleres und auch feuchteres Klima als z. B. in Deutschland. Nach dem Krieg ist die Fichte hier aber immer mehr angepflanzt worden und diente als schnell wachsender „Brotbaum“. Es entstanden immer größere Monokulturen, obwohl man eigentlich wusste, dass die Fichte hier nicht heimisch ist und das Klima für sie hier nicht ideal ist. Hinzukommt noch, dass die Fichte ein Flachwurzler ist, und somit Stürmen, wie wir sie in den letzten Jahren häufiger hatten, nicht gut standhalten kann. (Nachzulesen z. B. in „Geschichte des Waldes“ von Hansjörg Küster).
Wichtig wäre nun eine Aufforstung mit arten- und strukturreichen Bäumen, die auch im hiesigen Klima wachsen und so wieder genügend CO2 aus der Atmosphäre binden. Auch Urwald-Parzellen, in den der Wald sich selbst wieder regenerieren kann, sind wünschenswert. Hier wäre eine Unterstützung von Seiten der Politik und der nachgelagerten Forstbehörden sicherlich sinnvoller und würde aktiven Klimaschutz darstellen.
Am Rande sei noch bemerkt, dass die in Deutschland betriebenen rund 30.000 Windräder an Land, im windreichen Jahr 2018 nur ca. 0,18% des weltweiten CO2 Ausstoßes eingespart haben (ab Inbetriebnahme). Vermutlich wurde aber selbst diese marginale „Einsparung“ zum größten Teil zunichte gemacht durch die Steigerungen des CO2-Ausstoßes, der in Ländern wie China bei der Gewinnung der für den deutschen Windrad-Boom benötigten Rohstoffe anfällt. Die Netto-Einsparung dürfte also wesentlich geringer sein.
Einsparungseffekt gering
Dass Herr Pulte nach eigenen Angaben für die Planung seines Windparks 10 Jahre benötigt, soll im Detail nicht näher kommentiert werden. Der benötigte zeitliche Umfang wird aber der Bedeutung dieses schweren Eingriffs in die Natur absolut gerecht. Da Herr Pulte aufgrund der gemachten Erfahrungen mit seinem schon bestehenden Windpark wusste, was ihn bei seinem zweiten Windpark erwartet, kann man nur unterstellen, dass er offenbar in Erwartung der finanziellen Resultate gerne bereit war, dieses Risiko einzugehen.
Wir machen Herrn Pulte keine Vorwürfe bezüglich seines Bauvorhabens, es gibt reichlich Rückenwind aus der Politik, bestehende Gesetze sollen zu Gunsten des forcierten Ausbaus der Erneuerbaren geändert werden, Arten- und Naturschutz sollen den Kürzeren ziehen und die eigene Geldbörse füllt man ja auch immer gerne. Wir bewundern ihn sogar dafür, dass er schon vor über 10 Jahren wusste, dass der Wald unter dem Borkenkäfer leiden würde und dort, wo er seinen Windpark RothaarWind II verwirklichen möchte, Kalamitätsflächen entstehen würden. Unsere „Grüne Lunge“ muss wieder grün werden und dafür ist es allemal besser, eine Blume am Straßenrand oder ein Bäumchen im Vorgarten zu pflanzen, als Kalamitätsflächen mit Windrädern aufzuforsten.
Die Bürgerinitiativen im Sauerland
Gegenwind Olpe-Drolshagen-Wenden e.V. – Tannenweg 2 – 57489 Drolshagen – vorstand@gegenwind-odw.de
Rothaarwindwahn Am Hamberg 7 – 57399 Kirchhundem – frank.dubberke@rothaarwindwahn.de
IG Gegenwind Frettertal – orgateam@gegenwind.frettertal.com
BI Lebenswertes Repetal e.V. – Hofkühl 17 57439 Attendorn – m.bruse@lebenswertesrepetal.de
Naturschutzverein Mitten im Sauerland e.V. – Zur Vossel 9 – 59889 Eslohe info@naturschutz-mittenimsauerland.de
Arbeitskreis Windkraft der Dorfgemeinschaft Oberveischede e. V. – Im Eck 8 57462 Olpe – ak.windkraft@dgo-oberveischede.de
Naturschutzverein Schmallenberg e.V. – Oberrarbach 8 57392 Schmallenberg + info@naturschutzverein-schmallenberg.de
Windräder: Sauerländer wehren sich gegen falsche Behauptungen!
Offener Brief Sauerländer Bürgerinitiativen an Staatssekretär Oliver Krischer: Bei einer unverantwortlichen Zerstörung ihrer Wälder ist bei vielen Sauerländern sicherlich nicht mit Einsicht zu rechnen.
Offener Brief an Staatssekretär Krischer
Gerade hat eine Umfrage im Sauerland deutlich gezeigt, dass die Menschen in der Region keine Windindustrieanlagen auf ihren Bergen haben möchten. Daher wehren sich Sauerländer Bürgerinitiativen mit einem Offenen Brief an den Staatssekretär Oliver Krischer (Grüne), Energie-Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz seines Parteifreundes Robert Habeck. WOLL veröffentlicht nachfolgend den Brief der fünf Bürgerinitiativen aus Drolshagen, Attendorn, Frettertal, Kirchhundem und Eslohe.
Sehr geehrter Herr Staatssekretär Krischer,
nicht nur, dass Sie in einem Interview mit der WELT (veröffentlicht am 23.12.2021) die Verspargelung der Landschaft mit Windenergie in Schleswig-Holstein zu einer Geschmacksfrage erklären, sondern auch behaupten, die Stimmung gegenüber der Windenergie habe sich im Sauerland geändert und sei definitiv offener geworden, weisen wir entschieden als Stimmungsmache zurück.
Ausschnitt aus dem Interview:
„Die (damit sind die Schleswig-Holsteiner gemeint) sagen: Windräder gehören zum Landschaftsbild. …. Was ist die Alternative? Wenn Sie jetzt mal zum Beispiel ins Sauerland gehen: Da sind riesige Fichten-Forste über Hunderte Hektar praktisch tot, eine Landschaft, die sich in den letzten drei Jahren rigoros gewandelt hat infolge der Klimakrise: Da hat sich die Stimmung gegenüber der Windenergie geändert und ist definitiv offener geworden.“
Erste Frage von uns an Sie, Herr Krischer: Mit wem haben Sie gesprochen, dass Sie zu dieser Behauptung kommen? Mit den Bürgerinitiativen jedenfalls nicht, denn überall, wo ein Windpark geplant wird, entsteht eine neue Bürgerinitiative und mehrfach mittlerweile auch ein neuer Naturschutzverein. Wenn Sie mit den Grundstückseigentümern über Standorte für Windanlagen gesprochen haben, dann mag die Zustimmung natürlich groß sein, denn das viele auf Subventionen beruhende Geld für Pachten ist einfach sehr verlockend.
Die dritte Gruppe möchten wir natürlich nicht vergessen: die Menschen, die der „grünen“ Ideologie der Weltrettung unreflektiert nachfolgen, wie früher schon in Hameln, weil es ja so einfach ist und man sein eigenes Leben nicht ändern muss. Leider fehlt diesen Mitmenschen häufig die Bereitschaft, sich umfassend mit den Vor- und Nachteilen der Windenergie und vor allem der damit verbundenen Naturzerstörung und langfristigen Folgen auseinander zu setzen.
Sodann zur sachlichen Richtigstellung:
Die riesigen Fichten-Forste sind aufgrund jahrzehntelanger ungebremster Fichten-Monokultur tot, obwohl nach Kyrill im Jahre 2007 davor gewarnt wurde, diese Monokulturen fortzuführen. Die Fichte ist nach wie vor keine heimische Baumart, die weder dem Klimawandel und der damit verbundenen Trockenheit oder orkanartigen Stürmen noch dem Schädlingsbefall standhalten kann. Aber offensichtlich wurden vor 15 Jahren nicht die erforderlichen forstwirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen, um eine Waldwende einzuleiten. Von 2002 bis 2009 waren Sie, Herr Krischer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der GRÜNEN Landtagsfraktion NRW u. a. zuständig für Klima, Energie und Landwirtschaft. Ab 2010 wurde Ihre Partei ein Teil der Landesregierung NRW. Sie hätten also die Chance gehabt, die politischen Rahmenbedingungen für eine erforderliche Waldwende zu schaffen. Der damalige Fraktionsvorsitzende Ihrer Partei, Reiner Priggen, ist heute Vorsitzender des Windlobbyverbandes LEENRW.
Diese Flächen sind auch nicht tot. Im Waldboden sind nach wie vor große Mengen CO2 gespeichert und eine umfangreiche Mikroflora. Diese Flächen können und sollten durch eine natürliche Wiederbewaldung (Peter Wohlleben als bekanntester Verfechter hierfür) schnell wieder ihre ursprüngliche Funktion einnehmen.
Wenn jetzt die Brachflächen mit den immer größer werdenden Windindustrieanlagen zugestellt werden, dann bedeutet das nicht nur, dass Sie großflächig Standorte für Windanlagen dem Flächenfraß und einer viele Jahrzehnte dauernden Versiegelung opfern, soweit eine solche Bodenverdichtung überhaupt rückgängig gemacht werden kann, sondern auch die breiten Zuwegungen für mindestens 20 Jahre, wenn nicht sogar durch die 1,5 m hohe hochverdichtete Kofferung unwiederbringlich versiegeln. Ihre Aufgabe wäre es, den Wald endlich als einen der wichtigsten Klimaschützer anzuerkennen und entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.
Nur als kurze Info: der Wald bindet CO2, der Wald ist Wasserspeicher, der Wald ist für die Grundwasserbildung unverzichtbar, der Wald ist eine wichtige Kühlmaschine, der Wald ist unverzichtbar für ein funktionierendes Ökosystem und damit für den Erhalt und die Entwicklung von Biodiversität und Artenvielfalt. Wegschneisen und Standortflächen von 2 bis 4 ha bei heute üblichen 250 m hohen Anlagen zerstören alle diese Eigenschaften grundlegend.
In diesem Zusammenhang möchten wir einen Exkurs zu einer Aussage unseres neuen Klimaministers, Herrn Robert Habeck, machen. Er hat vollkommen recht, wenn er sagt, dass Deutschland das Klimaziel verfehlen wird. Und wissen Sie warum? Weil unter anderem immer mehr Balsaholz für die immer größer werdenden Rotoren benötigt wird. Das für die Windkraft verwendete Balsaholz wird vorwiegend in Ecuador angebaut, nachdem viele km² unter Schutz stehender Regenwald abgeholzt (https://www.economist.com/the-americas/2021/01/30/the-wind-power-boom-set-off-a-scramble-for-balsa-wood-in-ecuador) und indigene Rechte verletzt werden. Irgendeine finanzielle Beteiligung, über die die derzeitige Regierung nachdenkt, wäre nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein für uns Bürger bei den explosionsartig steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten, sondern es wird der Natur schlichtweg nicht helfen. Und welcher Sauerländer lässt sich seine Heimat für „peanuts“ abkaufen? Wohingegen die Projektierer von uns allen subventionierte Millionenrenditen abkassieren, als dessen Vertreter und Fürsprecher Sie sich positionieren und sich mit Ihrem langjährigen Aachener Fast-Nachbarn, Herrn Priggen, regelmäßig abstimmen?
Wir Sauerländer lieben unsere Heimat, unsere Landschaft und unsere Natur sehr und wehren uns deshalb gegen die geplante Naturzerstörung.
Unser Fazit:*
– Die „Einsicht“ der Sauerländer ist nicht käuflich!
– Wir wehren uns gegen verantwortungslose Zerstörung unserer Natur!
Unser Appell an Sie:
Denken Sie Klima- und Umweltschutz zusammen, so wie dies schon lange IPCC und IPBES tun, anders wird es nicht funktionieren. Eine Vervielfachung der Windräder, vor allem in Schutzgebieten, wird die Klimaerwärmung nicht stoppen, aber dafür unserer Natur einen unwiederbringlichen Schaden zufügen. Arten, die einmal verschwunden sind, kommen nicht zurück. Außerdem sind die Kühlungseffekte und die CO²-Bindungsfähigkeit der Wälder ein unverzichtbarer Beitrag zum Klimaschutz. Wir appellieren ferner an Sie, die Natur- und Artenschutzgesetze nicht aufzuweichen, sondern sich weiterhin an den europäischen Richtlinien zu orientieren. Deutschland sollte die Rechtsprechung des EuGH zum Artenschutz uneingeschränkt anerkennen.
Wir behalten uns vor, den offenen Brief auch an andere Adressaten weiterzuleiten.
Mit freundlichen Grüßen
Gegenwind Olpe-Drolshagen-Wenden e.V. Tannenweg 2 57489 Drolshagen vorstand@gegenwind-odw.de
Rothaarwindwahn Am Hamberg 7 57399 Kirchhundem
IG Gegenwind Frettertal orgateam@gegenwind.frettertal.com
BI Lebenswertes Repetal e.V. Hofkühl 17 57439 Attendorn
Naturschutzverein Mitten im Sauerland e.V. Zur Vossel 9 59889 Eslohe
i.A. Georg Schmidt / IG Gegenwind Frettertal
Westfalenpost, 29.11.21
Westfalenpost,10.09.21
Lokalplus vom 12.06.21
Gemeinde Finnentrop will Steuermöglichkeiten bei Windkraft behalten
Ernüchterung bei Ausschussmitgliedern
Finnentrop. Sichtbare Ernüchterung gab es am Donnerstag, 10. Juni, bei einigen Mitgliedern des Ausschusses für Umwelt, Planen und Bauen in Finnentrop, nachdem Michael Ahn vom Planungsbüro Wolters die Auswertung der Bürgereinwendungen zur Ausweisung von Windkraft-Potenzialflächen vorgestellt und bewertet hatte.
Zu den Auswertungen der Einwendungen, von denen sich manch einer mehr versprochen hatte, kommen die sich ständig ändernden Rechtsprechungen, die Unwirksamkeit des Flächennutzungsplanes (Urteil des Bundesverwaltungsgerichts Ende 2020) und der im Gesetzentwurf der Landesregierung ausgearbeitete Mindestabstand von 1000 Metern zur Bebauung.
Michael Ahn bilanzierte im Gespräch mit LokalPlus, dass die Kommunen angesichts der stark eingeschränkten Steuerungsmöglichkeiten hilflos seien. Er offerierte auch der Gemeinde Finnentrop die Möglichkeit, die Planungen aus der Hand zu geben. Weiter am Teil-Flächennutzungsplan arbeiten
Die Verantwortlichen der Gemeinde Finnentrop haben sich entschieden, weiter an einem Teil-Flächennutzungsplan Wind zu arbeiten, mit dem die Steuerungsmöglichkeit erhalten bleiben soll. „Wir glauben, dass wir noch einige Dinge in der Hand und eine kleine Chance weiterzumachen haben“, betonte Bürgermeister Achim Henkel.
Die Gemeinde Finnentrop ist verpflichtet, mindestens zehn Prozent der Gemeindefläche für Windkraft auszuweisen. Raphael Tombergs, Fachbereich Umwelt, Bauen, Planen, machte im Gespräch mit Lokalplus deutlich, dass – sobald die neue Regelung seitens des Landes (möglicherweise vor der Sommerpause) in Kraft trete – eine neue Potenzialflächen-Analyse aufgestellt werde, die Bestandteil des sachlichen Teil-Flächennutzungsplan Wind ist. Öffentlichkeitsverfahren für drei Investoren-Anträge Ende Juni
Für die drei vorliegenden Anträge von Investoren soll Ende Juni das Öffentlichkeitsverfahren gestartet werden. Die insgesamt 86 Einwendungen, die im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung Ende 2019 eintrafen, fasste Michael Ahn in Themenschwerpunkten zusammen und erklärte, welche Auswirkungen sie tatsächlich haben.
Das waren im Einzelnen gesundheitliche Aspekte (Schall, Infraschall, Schattenwurf), die jedoch gesetzlich geregelt sind. Optische Beeinträchtigungen (Blinklichter, Eiswurf, Brandgefahr) sind durch die technischen Auflagen weitestgehend ausgeschlossen. Rechtliche und emotionale Seite unterscheiden
Für das laut Michael Ahn nachvollziehbare Argument der wirtschaftlichen Beeinträchtigungen (einbrechender Tourismus, Wertverlust von Immobilien) gebe es keine gesicherten Hinweise. Beim Natur- und Artenschutz sei in NRW genau geregelt, was Windkraft-sensible Arten sind.
Bei der Abstandsregelung von Windrädern zur Bebauung wies der Fachmann daraufhin, dass das Land NRW 1500 Meter, der Bund jedoch 1000 Meter empfehle. Michael Ahn verwies darauf, dass man zwischen der rechtlichen und der emotionalen Seite unterscheiden solle. Gesetzentwurf der Landesregierung
- Der Raum von 1000 Metern um Wohn- und Mischgebiete wird faktisch entprivilegiert.
- Hinsichtlich der Streubebauung im Außenbereich haben es die Kommunen selbst in der Hand, durch Ausarbeitung von Satzungen den Wohngebietscharakter selbst zu dokumentieren.
- Von den Regelungen des Gesetzentwurfes unberührt bleibt die Frage, wie mit Waldflächen umzugehen ist
Quelle/Copyright: https://www.lokalplus.nrw/nachrichten/politik-finnentrop/gemeinde-finnentrop-will-steuermoeglichkeiten-bei-windkraft-behalten-49518
Einstimmiges Votum des Haupt- und Finanzausschusses
Windkraft hat im Regionalplan nichts zu suchen
Finnentrop. Die Windkraft soll aus dem Regionalplan herausgenommen werden, so das Fazit der sachlichen Diskussion, des Haupt- und Finanzausschusses der Gemeinde Finnentrop, der am Dienstagabend, 4. Mai, die Aufgaben des Rates übernahm.
Vorausgegangen war ein Antrag der Freien Wähler im Umwelt-, Bau- und Planungsausschuss (LokalPlus berichtete). Der Antrag, der auf die Tagesordnung des Haupt- und Finanzausschusses gesetzt wurde, zielte auf eine Verlängerung der Auslegungsfrist des Regionalplanentwurfs über den 30. Juni hinaus ab.
Die Begründung der Freien Wähler: Bedingt durch die aktuelle Pandemielage sei eine Beteiligung der Bürger zur umfassenden Meinungsbildung und zum Informationsaustausch nur eingeschränkt durchführbar beziehungsweise unmöglich.
Regionalplan beinhaltet mehr als Windkraft
Ralf Helmig, CDU-Fraktionsvorsitzender, gab zu bedenken, dass der Regionalplan mehr beinhalte als nur die Windkraft. „Wir würden uns ein halbes Jahr nehmen lassen bei den Gewerbe- und Baugebieten, auf die wir dringend angewiesen sind.“ Bürgermeister Achim Henkel sagte, dass bei einer Online-Konferenz mit der Bezirksregierung einmal mehr deutlich geworden sei, dass die vorgesehene Frist nach Baurecht, die ein bis zwei Monate betrage, schon deutlich überschritten werde. Das Gemeindeoberhaupt hob hervor, dass das Thema Windkraft im Regionalplan in den anderen Kommunen des Kreises Olpe schon beraten wurde oder gerade beraten wird.
Gemeinsame Stellungnahme des Kreises Olpe
Bürgermeister Henkel signalisierte, dass es Stellungnahmen der Kommunen und eine gemeinsame Stellungnahme des Kreises Olpe geben werde. „Wir sind uns einig, dass Windkraft im Regionalplan nichts zu suchen hat. Ich bin dabei.“ Christian Vollmert, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, stimmte dem im Namen seiner Partei zu, auch unter dem Aspekt, damit eine umfassende Bürgerbeteiligung erreichen zu können.Ulrich Hilleke, Fachbereichsleiter Planen, Bauen und Wohnen, verwies darauf, dass die Windkraft vor einigen Jahren schon einmal aus dem Regionalplan herausgenommen worden sei.
https://www.lokalplus.nrw/nachrichten/politik-finnentrop/windkraft-hat-im-regionalplan-nichts-zu-suchen-48820
Bürger vernünftig informieren
Freie Wähler Finnentrop beantragen längere Auslegung des Regionalplans
Finnentrop. Windkraft ist ein brisantes Thema. Die Bürger sollten vernünftig informiert sein. Doch genau daran hapert es nach der Meinung der Freien Wähler Finnentrop. Es fehle Pandemie-bedingt an Möglichkeiten, die Bürger über den Regionalplan-Entwurf und die geplante Ausweisung von Vorrangzonen zu informieren.
Die Freien Wähler beantragen eine Verlängerung der Auslegefrist des Entwurfs um ein halbes Jahr (31. Dezember statt 30. Juni). Dieter Bitter begründete den Antrag damit, dass ansonsten die Bürger nicht ausreichend Zeit hätten, Einwendungen zu erheben. „Bedingt durch die aktuelle Pandemielage ist eine Beteiligung der Bürger zur umfassenden Meinungsbildung und zum Informationsaustausch nur sehr eingeschränkt durchführbar beziehungsweise unmöglich“, heißt es in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt.
Bürgermeister Achim Henkel gab zu bedenken, dass die gewöhnliche Auslegungsfrist mit der jetzigen Auslegung für sechs Monate schon deutlich überschritten sei. Ralf Helmig, CDU-Fraktionsvorsitzender signalisierte, dass er sich vorstellen könne, dass seine Partei den Antrag mittrage, regte jedoch an, weitere Bürgermeister mit ins Boot zu holen.
Frettertal von Windrädern eingekesseltZum Hintergrund: Neben den bereits projektierten Anlagen zwischen Weuspert und Serkenrode (7) und oberhalb Ramscheid (3) sind weitere oberhalb von Ostentrop und auf der Grenze zu Lennestadt angedacht.
Den Freien Wähler stößt es in diesem Zusammenhang auch sauer auf, dass das Frettertal dann quasi von Windrädern eingekesselt sei. Dieter Bitter machte im Gespräch mit unserer Redaktion deutlich, dass einige Argumente gegen den Regionalplan-Entwurf sprechen. „Es sind nicht nur die Windanlagen. Der Wald zwischen Weuspert und Serkenrode würde für den Schwerlastverkehr zerstückelt. Der Aspekt der Zuwegung kommt oft zu kurz“, mahnte Dieter Bitter.
Mehr Windräder als in Berlin
Im Sauerland sei im Vergleich beispielsweise zum Großraum Aachen lediglich mittlere Windgeschwindigkeit zu erkennen. Dieses wolle man durch immer höhere Windräder ausgleichen. Und noch etwas kritisiert Dieter Bitter: „Im Frettertal sollen mehr Windräder gebaut werden als im gesamten Bundesland Berlin vorhanden sind.“
Der Finnentroper, der ein Fachmann in Sachen Wärmeenergieerzeugung und -verteilung ist, gibt auch zu bedenken, dass eine Diskussion über Energiespeichermöglichkeiten nie geführt werde und es an Speichermöglichkeiten fehle.
Der Antrag soll auf die Tagesordnungen des nächsten Umwelt-, Bau und Planungsausschusses (10. Juni) und des Haupt- und Finanzausschusses (4. Mai), der die Aufgabe des Rates übernimmt.
Ein Artikel von Nicole Voss – https://www.lokalplus.nrw/nachrichten/verschiedenes-finnentrop/freie-waehler-finnentrop-beantragen-laengere-auslegung-des-regionalplans-48629
Mehrheitliches Votum
Finnentroper Rat setzt Zeichen für die Ausweisung von Windkraftflächen
Finnentrop. Der Rat der Gemeinde Finnentrop hat sich in seiner Ratssitzung am Dienstag, 17. Dezember, mit großer Mehrheit bei nur einer Gegenstimme (Bürgermeister Dietmar Heß) für die Änderung des Flächennutzungsplanes und die Aufstellung eines Bebauungsplanes Windenergieanlagen nordwestlich von Serkenrode und nordöstlich von Schöndelt ausgesprochen. Bürgermeister Dietmar Heß hatte diese Abstimmung vom Rat gefordert und klar gemacht, dass die politischen Vertreter mit ihrem Votum Stellung beziehen sollen. Das Gemeindeoberhaupt machte unmissverständlich deutlich, dass er und die Verwaltung in Sachen Windenergie nicht mehr als „Prügelknaben“ dastehen wollen. Heß hob hervor, dass keine rechtssichere Planung durch die Kommunen möglich sei. Mehrheit für Vollmert-Antrag„Die Planung einzustellen, würde den Bürgern entgegenkommen. Wir wollten nicht Windkraft machen, sondern sie steuern. Das ist für uns ein anstrengendes Verfahren. Der Rat muss entscheiden. Das erwarte ich.“ Hätte der Rat dem Vorschlag des Bürgermeisters zugestimmt, die Planungen einzustellen, wären Anträge von Projektierern kaum abzulehnen gewesen.
Mit ihrem Votum folgten die politischen Vertreter der Gemeinde dem Antrag von Christian Vollmert (Freie Wähler): „Unsere Fraktion beantragt die Fortführung der Planungskonzeptionen zur Änderung des Flächennutzungsplanes zur Ausweisung von zusätzlichen Flächen für Windenergie gemäß den Vorgaben der Bezirksregierung Arnsberg.
Gleichzeitig wird beantragt, die im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung eingegangenen Einwendungen und Stellungnahmen in den künftigen Planungsprozess einfließen zu lassen. Wir lehnen eine Einstellung der weiteren Planungen ab.“
Zum Hintergrund: Der Rat hat in seiner Sitzung im Juni 2016 die Einleitung des Verfahrens beschlossen. Nach Abschluss der notwendigen Untersuchungen und Gutachten folgten die Beteiligung der Bürger sowie der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange.
85 Anregungen eingegangen
In den Verfahren gingen 85 Stellungnahmen und Anregungen aus der Öffentlichkeit sowie 24 Stellungnahmen der beteiligten Behörden bei der Gemeinde ein. Auch unter Berücksichtigung der völlig offenen politischen Entscheidungen erscheine es zeitnah nicht möglich, weitere Verfahrensschritte einzuleiten, argumentierte die Verwaltung. Deshalb solle erwogen werden, die eingeleiteten Verfahren einzustellen. Weitere Planung binde unnötig personelle Kapazitäten in der Verwaltung.
Nicht anfangen zu wanken
Diesem Ansatz widersprachen die Fraktionsvorsitzenden. Ralf Helmig, CDU: „Wir wollen weiter planen, wenn wir begrenzen wollen. Der Druck nach oben wächst. Wir wollen nicht alles die Gerichte entscheiden lassen.“ Jens Nagel, SPD: „Wir sollten nicht anfangen zu wanken und uns das Ruder nicht aus der Hand nehmen lassen. Das könnte schwer nach hinten los gehen.“
Ein Artikel von Nicole Voss – https://www.lokalplus.nrw/nachrichten/politik-finnentrop/finnentroper-rat-setzt-zeichen-fuer-die-ausweisung-von-windkraftflaechen-39273
18.12.2019 – Westfalenpost/Westf. Rundschau
14.12.2019 – Sauerlandkurier
16.11.2019 – Westfalenpost/Westf. Rundschau
Sauerlandkurier, 08.10.19 13:30
Elf Windräder erst der Anfang?
Informationsveranstaltung über Änderungen des Flächennutzungsplans wirft Fragen aufSerkenrode – Für ein Aufflackern des lodernden Feuers fehlte der Veranstaltung der nötige Wind. Obwohl es genau darum ging, hielten sich die Diskussionen um das Thema „Windkraft“ in Grenzen. Finnentrops Bürgermeister und Moderator Dietmar Heß stellte sich dem Gegenwind.
Gleich zu Beginn des Abends wies Dietmar Heß darauf hin, dass die Änderungen des Flächennutzungsplans zwar vorgestellt, nicht aber diskutiert werden. „Es wird ernst. Wir sind in das Verfahren eingestiegen. Wer sich politisch einbringen will, muss in Berlin vorsprechen. Hier geht es jetzt um rechtlich relevante Eingaben, die bis zum 8. November eingereicht werden müssen.“
Mysterium Unterschriftenliste
Trotzdem gab es auf der Info-Veranstaltung der Gemeinde Finnentrop für das Frettertal einige Fragen aus der Besucherschar. Stutzig wurden die rund 250 Teilnehmer, als Klaus Bölker aus der Versammlung die Unterschriftenlisten der IG Gegenwind Fretteral ansprach. „Da haben 1500 Leute unterschrieben, das ist doch eine ganz eindeutige Art der Bürgerbeteiligung.“
Heß sah das ganz anders. „Ich kenne die Unterschriftenlisten nicht. Ich habe nur in der Zeitung davon gelesen. Außerdem nützt das auch nichts.“ Die IG Gegenwind hatte die Listen im April an Daniel Gerk, dem stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Fraktion Finnentrop überreicht, der das Anliegen an Rat und Bürgermeister weitergeben wollte.
Heß teilte weiter mit, dass insgesamt elf Windkraftanlagen geplant sind. „Sieben nordwestlich zwischen Serkenrode und Weuspert und vier nördlich von Schöndelt.“ Die Planer der Firmen STAWAG Energie, SL Naturenergie und Ostwind waren wie die Gegner der Windkraft mit eigenen Ständen in der Schützenhalle vertreten.
„Die Abstände sind teilweise weit unter 1000 Meter von den Häusern entfernt, wir werden ja regelrecht von den Dingern umzingelt“, lautete ein Einwurf. Heß ging da nicht näher drauf ein und verwies nochmals eindringlich auf die Informationsstände der Firmen.
„Wer aus den Planungen aussteigt, hat keinen Einfluss mehr, die Windkraft kommt dann ungesteuert.“Dieter Bitter betonte, dass man die Windräder auch gut in seinem Wohnort Finnentrop sehen wird. „Warum müssen wir in der Gemeinde Finnentrop einen Weltrekord aufstellen? Die Räder werden auf rund 500 Meter Höhe gebaut und haben eine Größe von 240 Metern. Das ist das Höchste, was es derzeit auf dem Markt gibt. Und warum kommt die STAWAG aus Aachen in das Sauerland, obwohl da direkt vor der Haustür eine höhere Windhöffigkeit herrscht?“
Heß blieb seiner Linie treu, verwies auf die anwesenden Fachleute an den Infoständen und unterstrich die Bedeutung der Änderungen im Flächennutzungsplan: „Wer aus den Planungen aussteigt, hat keinen Einfluss mehr, die Windkraft kommt dann ungesteuert.“
Konkrete Planung für Ostentrop
Des Weiteren kam die Frage auf, ob im Gemeindegebiet weitere Windkraftanlagen geplant seien. Heß machte keinen Hehl daraus, dass in der Gemeinde durchaus noch mehr Wind genutzt werden kann. „Hier sind heute Abend auch Interessenten für das Gebiet bei Ostentrop unter uns. Auch da liegen schon konkrete Planungen vor.“ Auch zum Thema „Windkraft am Oberbecken“ gab es Wortmeldungen. „Da müssen Sie schon die Ratsmitglieder Fragen, die haben mit ,Nein’ votiert. Ich garantiere da oben für nichts.“ Nach gut einer Stunde endete das Frage/Antwortspiel mit dem Verweis auf die Infostände.
Autor: Friedhelm Tomba
07.10.2019 – Westfälische Rundschau / Westfalenpost
05.06.19
Drehfunktfeuer Germinghausen / Hülschotten
https://www.wp.de/staedte/kreis-olpe/zielgenau-und-sicher-flugzeuge-ueber-den-kreis-olpe-steuern-id225942151.html
Anlagen wie das „Drehfunkfeuer Germinghausen“ bei Hülschotten sind für die Luftfahrt unersetzlich. Doch wie funktioniert diese Navigationsanlage?
Für die Windkraft-Gegner aus dem Frettertal könnte das Drehfunkfeuer Germinghausen, das westlich von Hülschotten steht, zum perfekten Mitspieler werden. Wie mehrfach berichtet, ist es gut möglich, dass die Navigationsanlage der Deutschen Flugsicherung (DFS) den Bau eines oder mehrerer Windräder verhindert.
Denn grundsätzlich besteht rund um solche Drehfunkfeuer ein Anlagenschutzbereich von 15 Kilometern. Innerhalb dieses Bereiches erfolgt jedoch immer eine Einzelfallprüfung. Damit wird gewährleistet, dass die gesendeten Signale nicht verfälscht in den Cockpits der Flugzeuge, die den Kreis Olpe überqueren, ankommen.
Die FunktionsweiseDas Drehfunkfeuer sendet permanent zwei Signale aus. Und zwar ein umlaufendes, ähnlich wie bei einem Leuchtturm, und ein zweites, gleichzeitig nach allen Seiten, wenn das umlaufende Signal durch den magnetischen Nordpol läuft. „Damit kann im Cockpit über die Laufzeitdifferenz der Signale die exakte Richtung zur Anlage in Bezug auf magnetisch Nord bestimmt werden“, erklärt Michael Fuhrmann, Sprecher der DFS in NRW.
Radaranlagen seien zwar zur Ortung von Flugzeugen notwendig, diese Navigationsanlagen ermöglichen es dem Piloten hingegen sicher und zielgenau im Raum zu navigieren. „Obwohl heute viele Flugzeuge über die Möglichkeit der Satellitennavigation verfügen, sind terrestrische Anlagen dieser Art immer noch unverzichtbar.“
Mit Hilfe der gesendeten Signale kann der Pilot darüber hinaus auch die Entfernung zur Anlage messen. Zusätzlich wird noch ein Morsecode abgesendet, der das Drehfunkfeuer eindeutig identifiziert.Die Sicherheit
Die Anlagen der DFS werden regelmäßig gewartet und geprüft und seien daher zuverlässig. Allerdings unterliegen sie auch allen Wetterbedingungen, entsprechend kann ein direkter Blitzeinschlag nie zu 100 Prozent ausgeschlossen werden, so der Pressesprecher. Er schiebt jedoch nach: „Sollte die Anlage außer Betrieb gehen, gibt es Ersatzverfahren, mit deren Hilfe die Piloten navigieren können. In der Luftfahrt geht es immer um einen enorm hohen Sicherheitsanspruch, daher sind überall Back-ups vorgesehen.“
Der Standort
„Der Standort wird so gewählt, dass eine optimale Abstrahlung des Signals ohne Störeinflüsse möglich ist“, so Fuhrmann. Prädestiniert seien also freie Felder in flachen Gebieten oder Höhenlage bei hügeligen Gebieten, damit keine Hindernisse die Signalgenauigkeit beeinträchtigen und das Signal über eine große Reichweite verfügt.
Die Signale
Die Anlage sendet auf 115,4 Megahertz und hat eine nutzbare Reichweite für Piloten von rund 60 Meilen, also grob 111 Kilometern.
Der Nutzen
Benutzt wird die Anlage sowohl für den Streckenverkehr als auch für den An- und Abflug zu mehreren NRW-Flughäfen wie Düsseldorf, Köln, Paderborn und Dortmund.
Die Anzahl
In Deutschland gibt es mehr als 50 Anlagen für die Streckennavigation, allerdings in verschiedenen Typen. Die nächsten benachbarten Anlagen stehen nahe Kürten und nahe Windeck.
https://www.wp.de/staedte/kreis-olpe/zielgenau-und-sicher-flugzeuge-ueber-den-kreis-olpe-steuern-id225942151.htmlw-
09.05.19
Windkraftgegner aus dem Frettertal setzen auf den Störfaktor
IG Gegenwind: Keine Panik nach dem Ratsbeschluss zur Bauvoranfrage der Stadtwerke Aachen AG. Drehfunkfeuer könnte Zünglein an der Waage sein.
Mit dieser Entscheidung hatten die Vertreter der Interessensgemeinschaft (IG) Gegenwind Frettertal bereits im Vorfeld gerechnet: Der Finnentroper Gemeinderat gab am Dienstagabend mit Stimmen-Mehrheit der CDU-Fraktion sein Einvernehmen zur Bauvoranfrage der Stadtwerke Aachen AG, die sieben Windkraftanlagen bei Serkenrode errichten möchte. „Wir haben die Bürgerversammlungen in Lenhausen und Serkenrode vor der Ratssitzung genau verfolgt und deshalb war uns klar, wie die Sache ausgehen würde“, erklärt Björn Kathol, Mitglied der IG Gegenwind Frettertal, im Gespräch mit dieser Redaktion.
…
26.04.2019 – Sauerlandkurier
Aktion gegen „Errichtung von 240 m hohen Windkraftanlagen im Frettertal“ unterschrieben
IG Gegenwind Frettertal ist selbst überrascht: 1500 Unterschriften
Serkenrode. Die IG Gegenwind Frettertal ist selbst überrascht: Mehr als 1500 Personen haben ihre Aktion gegen die „Errichtung von 240 m hohen Windkraftanlagen im Frettertal“ unterschrieben.
„Wir wollten die Stimmung unter den Einwohnern im Frettertal und deren Einstellung zu diesem Thema erfahren“, so die IG, die sich nicht gegen Klimaschutz generell ausspricht: „Wir alle haben das gemeinsame Ziel, das Klima zu schützen, aber deshalb dürfen nicht undifferenziert Projekte gerechtfertigt werden, die vielen Tieren, der Natur und nachweislich auch der Gesundheit von Menschen schaden.“
In der von Esther Bönninghoff, Ida Fend-Richter, Björn Kathol, Alfons Reuter, Christiane und Johannes Richter, Bernd Sasse, Bianca und Georg Schmidt sowie Josef Vetter unterzeichneten Stellungnahme der IG heißt es: „…Die große Zahl von Ablehnungen hat die Erwartungen übertroffen. Insgesamt haben über 1500 Bürger (ab 16 Jahren) gegen Windkraft im Frettertal unterschrieben. In Serkenrode, der am stärksten betroffene Ort, waren es über 50 Prozent. Im Siedlungsbereich von Weuspert, Faulebutter und Umgebung liegt die Quote bei nahezu 100 Prozent.
Quote in einigen Orten bei fast 100 Prozent
Das spiegelt aber nicht einmal die tatsächliche Zahl der besorgten Bürger wider. Denn so manche angesprochenen Bürger scheuten sich, ihre ablehnende Haltung durch eine Unterschrift zum Ausdruck zu bringen. In verschiedenen Gesprächen konnten die Mitglieder der Interessengemeinschaft erfahren, dass der Klimawandel und der Schutz unserer Umwelt die Menschen tief bewegt, sie aber von den geplanten Maßnahmen, riesige Windräder in Waldgebiete zu bauen, keine Lösung erwarten, sondern zusätzliche Zerstörung.“
Die IG: „Sehr erfreulich ist, dass die IG auch Unterstützung von einigen Kommunalpolitikern Finnentrops erhält. So hat Daniel Gerk (stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion Finnentrop, die Redaktion) zugesichert, das Anliegen dem gesamten Gemeinderat vorzutragen.
Zahl besorgter Bürger ist deutlich größer
Daniel Gerk ist nicht nur Ratsmitglied, sondern auch Kreistagsmitglied für den Wahlbezirk des Frettertals und in dieser Funktion u unter anderem Mitglied im für dieses Thema zuständigen Umwelt- und Strukturausschuss. Sein Statement lautet, ,die mit über 1500 Unterschriften dokumentierten Sorgen der Bürgerinnen und Bürger sowie deren repräsentative Quoten in den einzelnen betroffenen Ortschaften müsse man sehr ernst nehmen. Die folgenden Entscheidungen seien für jeden Kommunalpolitiker in diesen Tagen mit schwerwiegenden Eingriffen in unsere Natur und sehr langfristigen Folgen behaftet. Mit diesen Entscheidungen müsse man sehr gewissenhaft und verantwortungsvoll umgehen‘.
Enthaltungen seien hier aus seiner Sicht keinesfalls angezeigt, auch wenn man die Schuld für fehlende Klarheit und zweifelsfreie gesetzliche Vorgaben gerne den höheren politischen Gremien auf Landes- und Bundesebene gebe. Um Veränderungen, Umdenken und die fehlende gesetzliche Klarheit herbeiführen zu können, sind seiner Ansicht nach aber weiterhin massive Signale der Basis und eine Bottom-up-Politik notwendig.
„Ländlicher Raum zahlt den Preis“
Was diese Bürger bewegt und ihnen Sorgen bereitet: Wenn diese Großanlagen in zusammenhängenden Waldgebieten und in größerer Anzahl dicht um die Besiedlungen herum gebaut werden, machen sie aus einem in Jahrhunderten gewachsenen Naturgebiet ein Industriegebiet, allerdings ohne die Vorteile einer urbanen Infrastruktur. Die ländliche Bevölkerung bekommt den Eindruck, für die vermeintliche Erreichung der Klimaziele den Preis zahlen zu müssen, ohne dass der Zerstörung von intakter Landschaft, Natur und Lebensqualität ein effektiver Klimagewinn gegenübersteht.“
Die Interessengemeinschaft schreibt weiter: „Der Netzausbau hält mit dem Ausbau von Windkraftanlagen nicht Schritt, die natürliche CO2-Speicherfähigkeit von Waldgebieten wird geschmälert. Die Hoffnung vieler betroffener Menschen richtet sich auf die ,große‘ Politik, da sie sich von der ,kleinen‘ kommunalen im Stich gelassen fühlen.
Nicht nur in der NRW-Landespolitik, sondern auch auf Bundesebene beschäftigen sich Gremien und Arbeitskreise mit der klaren Abstandsregelung zu Wohngebieten und einer Veränderung des Baurechts (Abschaffung der Privilegierung zur Errichtung von Windkraftanlagen, die Redaktion). Finanzielle Anreize beeinflussen aber nach wie vor die Entscheidungsfindung. Und manche Entscheidungsträger fühlen sich mit dem vermeintlichen Beitrag zum Klimaschutz in der moralischen Überlegenheit – auch wenn die Sinnhaftigkeit konkreter Windkraftprojekte in sensiblen Naturgebieten einer nüchternen wissenschaftlichen Prüfung nicht Stand hält.
Enttäuscht von Kommunalpolitik
Das Missverhältnis von Ertrag und Schaden zeigt sich erstens bei der notwendigen Abgabe von übermäßigem Stromertrag durch Windkraft ans Ausland und zweitens durch Zukauf von Strom aus Kohle und Kernkraft im Ausland. Letzteres wird für die Grundversorgung in Zukunft noch zunehmen…“.
26.04.2019 – Lokalplus
1.500 Stimmen gegen Windkraft
BI Gegenwind Frettertal überreicht Unterschriftenliste
Frettertal. Eine Liste mit mehr als 1.500 Unterschriften gegen die Errichtung von Windkraftanlagen im Frettertal hat jetzt die Initiative „Gegenwind Frettertal“ an den stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion Finnentrop, Daniel Gerk überrreicht. Er wird das Anliegen den Ratsmitglieder und Bürgermeister Dietmar Heß vortragen. Insgesamt haben über 1.500 Bürger (ab 16 Jahren) gegen Windkraft im Frettertal unterschrieben. In Serkenrode, der am stärksten betroffene Ort, waren es mehr als 50 Prozent.
Im Siedlungsbereich von Weuspert, Faulebutter und Umgebung liegt die Quote bei nahezu 100 Prozent. „Die große Zahl von Ablehnungen hat auch unsere Erwartungen übertroffen“, so die Initiatoren. Noch mehr besorgte Bürger „Das spiegelt aber nicht einmal die tatsächliche Zahl der besorgten Bürger wieder“, heißt es in dem beigefügten Schreiben weiter, „Manche angesprochenen Bürger scheuten sich, ihre ablehnende Haltung durch eine Unterschrift zum Ausdruck zu bringen. In verschiedenen Gesprächen konnten wir erfahren, dass der Klimawandel und der Schutz unserer Umwelt die Menschen tief bewegt, sie aber von den geplanten Maßnahmen, riesige Windräder in Waldgebiete zu bauen, keine Lösung erwarten, sondern zusätzliche Zerstörung.“
Die Aktion Gegenwind Frettertal erklärt weiter, was diese Bürger bewegt und ihnen Sorgen bereitet:
Wenn diese Großanlagen in zusammenhängenden Waldgebieten und in größerer Anzahl dicht um die Besiedlungen herum gebaut werden, machten sie aus einem in Jahrhunderten gewachsenen Naturgebiet ein Industriegebiet, allerdings ohne die Vorteile einer urbanen Infrastruktur. Ländliche Bevölkerung zahlt den Preis Die ländliche Bevölkerung bekomme den Eindruck, für die vermeintliche Erreichung der Klimaziele den Preis zahlen zu müssen, ohne dass der Zerstörung von intakter Landschaft, Natur und Lebensqualität ein effektiver Klimagewinn gegenübersteht. Der Netzausbau halte mit dem Ausbau von Windkraftanlagen nicht Schritt. Die natürliche CO2 Speicherfähigkeit von Waldgebieten werde geschmälert. Hoffnung auf die große Politik Die Hoffnung vieler betroffener Menschen richtet sich auf die „große“ Politik, da sie sich von der „kleinen“ kommunalen im Stich gelassen fühlen.
Nicht nur in der Landespolitik NRW, sondern auch auf Bundesebene beschäftigen sich Gremien und Arbeitskreise mit der klaren Abstandsregelung zu Wohngebieten und einer Veränderung des Baurechts (Abschaffung der Privilegierung zur Errichtung von Windkraftanlagen). Strom-Zukauf im Ausland Finanzielle Anreize beeinflussten aber nach wie vor die Entscheidungsfindung. Und manche Entscheidungsträger fühlten sich mit dem vermeintlichen Beitrag zum Klimaschutz in der moralischen Überlegenheit, auch wenn die Sinnhaftigkeit konkreter Windkraftprojekte in sensiblen Naturgebieten einer nüchternen wissenschaftlichen Prüfung nicht standhalte.
Das Missverhältnis von Ertrag und Schaden zeige sich erstens bei der notwendigen Abgabe von übermäßigem Stromertrag durch Windkraft ans Ausland und zweitens durch Zukauf von Strom aus Kohle und Kernkraft im Ausland. Letzteres werde für die Grundversorgung in Zukunft noch zunehmen.
Erfreut zeigt sich die IG Gegenwind über die Unterstützung einigen Kommunalpolitikern Finnentrops. So hat Daniel Gerk zugesichert, das Anliegen dem gesamten Gemeinderat vorzutragen. Daniel Gerk ist nicht nur Ratsmitglied, sondern auch Kreistagsmitglied für den Wahlbezirk des Frettertals und in dieser Funktion Mitglied im für dieses Thema zuständigen Umwelt- und Strukturausschuss: „Die mit über 1.500 Unterschriften dokumentierten Sorgen der Bürger sowie deren repräsentative Quoten in den einzelnen betroffenen Ortschaften müsse man sehr ernst nehmen.“
Daher der Appell der BI an die gesamte Kommunalpolitik: „Lassen Sie nicht zu, dass unter dem von uns allen gewünschten Ziel des Klimaschutzes undifferenziert Projekte gerechtfertigt werden, die vielen Tieren, der Natur und nachweislich auch der Gesundheit von Menschen schaden.“
12.04.2019
Windwärts plant fünf Anlagen am Oberbecken
Windkraftanlagen Hauptthema bei Bürgerversammlung in Lenhausen
Lenhausen. Die Windkraft in der Gemeinde Finnentrop war das dominierende Thema bei der Bürgerversammlung am Donnerstag, 11. April, in der Schützenhalle Lenhausen. Im besonderen Fokus stand dabei der Antrag der „Windwärts Energie GmbH“ aus Hannover zur Errichtung von fünf Anlagen im Bereich des Oberbeckens.
Obwohl Windwärts zuvor auf Anfrage mitgeteilt hatte, nicht bei der Versammlung vor Ort zu sein, war Projektmanager Dennis Zeitz anwesend. Doch Fragen der rund 600 Zuhörer musste er sich nicht stellen. Den Part übernahm Bürgermeister Dietmar Heß. Als Überbringer vermeintlich schlechter Nachrichten musste er einige Kritik einstecken.
Zunächst ließ Heß den gesamten Prozess zur Windkraft in der Gemeinde kurz Revue passieren. Die Kommunen sind verpflichtet, der Windkraft „substantiellen Raum“ zu geben. Daher wurden drei Vorrangflächen im Frettertal ermittelt.
Für die Errichtung von Windkraftanlagen am Oberbecken stellte Windwärts einen Antrag, der im Dezember 2017 vom Rat zurückgestellt wurde, bis Klarheit über die Planungen in den anderen drei Bereichen herrschte. Im Februar 2018 folgte ein Ratsbeschluss, die Planungen insgesamt auszusetzen – in der Hoffnung auf einen neuen Windenergieerlass der Landesregierung. Daher gibt es zurzeit keine ausgewiesenen Vorrangflächen, sondern nur mögliche Flächen.
Dadurch hatte Windwärts die Möglichkeit, einen standortrechtlichen Bauvorantrag beim Kreis Olpe zu stellen. Der wiederum gibt der Gemeinde zwei Monate Zeit, das Einvernehmen zu erteilen oder abzulehnen. „Wenn wir nicht reagieren, wird das als Zustimmung gewertet“, machte Heß klar. Daher sei auch für den 7. Mai eine zusätzliche Ratssitzung einberufen worden.
Verweigert der Rat Windwärts das Einvernehmen, prüft der Kreis Olpe, ob das berechtigt ist. Bekommt Windwärts auch vom Kreis nicht die Genehmigung, kann das Unternehmen Widerspruch einlegen und vor dem Verwaltungsgericht klagen. Dann müssen alle Gebiete in der Gemeinde Finnentrop erneut geprüft werden und nicht nur die drei angedachten Flächen im Frettertal.
Windwärts hätte dann gute Karten für die Errichtung seiner geplanten fünf Anlagen am Oberbecken, allein aufgrund der Windverhältnisse, die dort herrschen.Gutachten, ob für Artenschutz, Schall oder Immission, sind erstellt. Auch bei der Luftfahrtbehörde hat Windwärts schon eine Anfrage bezüglich des Drehfunkfeuers in Plettenberg gestellt und grünes Licht bekommen „Wir planen seit 2008 und haben das Oberbecken erstmals 2009 ins Visier genommen. Damals war es freie Kyrill-Fläche und für uns interessant“, erklärt Dennis Zeitz.
Die Grundbesitzer erklärten sich bei Verhandlungen bereit, ihren Boden für die Windkraftanlagen zur Verfügung zu stellen. Gleiches gilt für die möglichen Standorte im Frettertal und den dortigen Interessenten STAWAG. In Zeiten von Borkenkäfer und Co ist das für die Waldbauern eine sichere Einnahmequelle. Westwärts hat schon einen „niedrigen sechsstelligen Betrag“ in die Vorplanungen und Gutachten gesteckt. „Wir sind es gewohnt, zunächst auf wenig Gegenliebe zu stoßen“, so der Projektmanager. „Aber Strom kommt erst am Ende aus der Steckdose. Immerhin können wir auch mit den fünf Anlagen 40.000 Tonnen CO2 einsparen.“
Lokalplus, Barbara Sander-Graetz
Windwärts plant wie STAWAG, nach den Ostertagen auf seiner Homepage einen Link einzurichten, der über die Entwicklungen am Oberbecken jederzeit Auskunft gibt.
12.04.2019
Heß prognostiziert Ablehnung des Antrags auf fünf neue Windkraftanlagen
Bürgerversammlung in Lenhausen zur Windkraftdebatte
Lenhausen. Die Windkraftdebatte in der Gemeinde Finnentrop liefert weiterhin den Nährboden für langwierige Diskussionen. Das zeigte sich jetzt auf einer kurzfristig einberufenen Bürgerversammlung in der Schützenhalle Lenhausen, an der knapp 600 Einwohner teilnahmen.
Weiterführende Themen wie der Grundschulverbund Lennetal oder der Breitbandausbau rückten nahezu in den Hintergrund der Veranstaltung, die Bürgermeister Dietmar Heß moderierte.
Gleich zu Beginn stellte er klar, dass die Höhenzüge im Sauerland eine größere Verpflichtung bedeuteten, um der Windkraft Raum zu geben. Entsprechende Windkraftanlagen seien in Anbetracht der Windreichen Region also unumgänglich. „Wobei es keine festen Grenzen gibt, wie viel Fläche wir geben müssen“, äußerte sich Heß zu der nicht ganz eindeutigen Vorgabe.Keine Neuigkeit, dass Heß das Frettertal und das Oberbecken „als „windhöffigste Fläche in der Region“ für weitere Planungen in Betracht zieht. Auf letzterem Gebiet plant die in Hannover ansässige Windwärts Energie GmbH fünf Windkraftanlagen. Vorgesehen waren acht, die Gemeinde pochte auf weniger Anlagen. Dennis Zeitz (Projektplaner Windwärts Energie) gab sich mit dem Kompromiss von fünf Anlagen einverstanden. „Wenn das der Schlüssel ist, um bei dem Gemeinderat Gehör zu finden“, lägen auch fünf Anlagen im Machbaren. Im Gespräch mit dem Sauerlandkurier kritisierte Zeitz, dass die Gemeinde das Unternehmen auf eine lange Probe stellt. Erstmalig sei Windwärts Energie 2009 bei der Gemeinde vorstellig geworden, Planungen liefen seit 2012. Da die Gemeinde die Planungen für einige Zeit auf Eis legte, habe das Unternehmen über mehrere Jahre „einen langen Atem bewiesen.“
Zwei mögliche Szenarien
Über den Antrag der Windwärts Energie stimmt die Gemeinde in einer Ratssitzung am Dienstag, 7. Mai, ab.
Zwei Szenarien wären dann möglich:
Die Gemeinde lehnt den Antrag ab. Dieser wird dann vom Kreis Olpe als Genehmigungsbehörde auf seine Rechtmäßigkeit geprüft. Gegebenenfalls wird die Gemeinde überstimmt oder die Ablehnung ist statthaft. Im Falle einer Ablehnung kann die Windwärts GmbH ein Widerspruchsverfahren oder eine Klage in die Wege leiten.Die andere Option ist die Zurückstellung des Antrags für einige Zeit. Währenddessen wird der Flächennutzungsplan (Stand: 1999) überarbeitet. Alle Flächen im gesamten Gemeindegebiet müssten dann neu geprüft werden, „nicht nur die, die 1999 schon lokalisiert wurden“, weiß Zeitz. Endergebnis könnten drei völlig neue Gebiete sein. Die drei bis dato geeignetsten Gebiete im Frettertal wären dann – je nach Untersuchungsergebnis – nicht mehr valide.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gemeinde ihr Einvernehmen erteilt“, wagte Heß eine Prognose mit Blick in Richtung Ratssitzung. Denn die Bauvoranfrage entspreche nicht mehr dem Planungsstand der Gemeinde.
Widerstand gab es Erwartungsgemäß aus der Bevölkerung. Helmut Witte machte auf die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung aufmerksam. „Die Stimmung in der Bevölkerung muss man berücksichtigen“ und das sei „nicht der Fall.“ Auch könne es zu sinkenden Tourismuszahlen kommen. Heß hingegen versicherte, dass ihm genauso viele Befürworter wie Gegner begegneten. Auch den touristischen Aspekt hält er für „zweifelhaft“. Trotz etlicher Anlagen im Bereich der Nord- und Ostsee boome der Tourismus.
Sauerlandkurier, Ina Zeppenfeld
11.04.2019
Bauvoranfrage: Politik muss über Einvernehmen entscheiden
Gemeinde Finnentrop lädt ein zu einer Bürgerversammlung nach Lenhausen. Vorherrschendes Thema: Kommen Windräder ans Oberbecken in Rönkhausen?
Es ist eine Binsenweisheit, dass die Meinungen und Befindlichkeiten bei der Windkraft, nach geltendem Recht ein privilegiertes Gut, weit auseinander gehen. Befürworter führen die Nachhaltigkeit erneuerbarer Energien als Grund an, Gegner sehen unter anderem das Landschaftsbild gefährdet. Deswegen nahm sich Helmut Witte am Donnerstagabend auch kurz Zeit, um bei der Bürgerversammlung in der Schützenhalle Lenhausen, zu der die Gemeinde Finnentrop eingeladen hatte, eines klar zu stellen: „Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Stimmung der Bevölkerung bei diesem Thema nicht ausreichend berücksichtigt wird.“ Für diesen Satz erntete der Anwohner Applaus. Er ergänzte: „Grundsätzlich bin ich übrigens für die Windkraft, sie macht Sinn. Nur wir sollten nach Maß und Mitte entscheiden.“
Westfalenpost, Flemming Krause
Artikel Lokalplus vom 10.04.19, Barbara Sander-Graetz
https://www.lokalplus.nrw/nachrichten/politik-finnentrop/windkraftanlagen-sorgen-fuer-bewegung-in-finnentrop-33695
Zwei Informationsveranstaltungen geplant
Windkraftanlagen sorgen für Bewegung in Finnentrop
Von Barbara Sander-Graetz Redaktion
Rönkhausen/Serkenrode. Zwei Betreiber sorgen derzeit für Bewegung in der Diskussion um Windkraftanlagen in der Gemeinde Finnentrop. Die Windwärts Energie GmbH aus Hannover möchte fünf Anlagen in Rönkhausen am Oberbecken errichten. Die Stadtwerke Aachen AG (STAWAG) planen sieben Anlagen bei Serkenrode.
Die Verwaltung hat daher zu zwei Infoveranstaltungen eingeladen.
Bürgermeister Dietmar Heß erklärte in der Ratssitzung am Dienstag, 9. April, dass eine Informationsveranstaltung in Lenhausen am Donnerstag, 11. April, 18.30 Uhr, stattfindet.
Eine weitere ist für den 6. Mai in Serkenrode geplant. „Auch wenn an diesem Tag Kommunionkaffee ist“, so der Bürgermeister, „wollen wir zeitnah Termine ansetzen, um die Bevölkerung zu informieren.“
Zusätzliche Ratssitzung
In Schönholthausen und Ostentrop würde die Verwaltung gerne noch einen Informationsabend anbieten. „Aber da wird es terminlich ziemlich eng“, so Heß, denn für den 7. Mai, 17.30 Uhr, ist eine zusätzliche Ratssitzung angesetzt, die das Thema „Windkraftanlagen“ auf der Tagesordnung hat.
Sieben Anlagen im Frettertal
Die STAWAG plant einen Windpark im Frettertal. „Aktuell haben wir hierzu einen Vorbescheidantrag beim Bundesamt für Flugsicherung gestellt. Parallel stehen noch etliche weitere Schritte in einem möglichen Genehmigungsverfahren an, dessen Ausgang offen ist“, erklärte Pressesprecherin Eva Wußing auf Nachfrage.
Die Planungen sehen sieben Windkraftanlagen mit insgesamt 37,1 Megawatt Leistung sowie einer Höhe von jeweils 240 Metern vor.
Um die Bürger immer auf dem Laufenden zu halten, hat die STAWAG einen eigenen Link auf ihrer Homepage eingerichtet. Unter „Projekt Windpark Frettertal“ ist hier der jeweilige Sachstand abrufbar.
Zurzeit wird die Kompatibilität mit dem Funkfeuer in Plettenberg überprüft.
Keine Vertreter in den Versammlungen
An der Versammlung am 7. Mai in Serkenrode werden laut Eva Wußing keine Vertreter der STAWAG teilnehmen, um vor Ort Fragen zu beantworten. Das gilt auch für die Windwärts Energie GmbH aus Hannover und die Informationsveranstaltung am kommenden Donnerstag in Lenhausen.
Pressesprecherin Silvia Augustin erklärte auf Nachfrage, die Bürgerversammlung werde nicht von Windwärts, sondern von der Gemeinde Finnentrop veranstaltet. Daher sei die Verwaltung bei Fragen zu Organisation und zum Ablauf der Ansprechpartner. „Wir haben der Gemeindeverwaltung unsere Unterstützung angeboten.“
Fünf Anlagen am Oberbecken
Windwärts plant auf einer Fläche westlich bis südwestlich unmittelbar am Oberbecken des Pumpspeicherkraftwerks auf einer ehemaligen Kyrill-Fläche den Bau von fünf Anlagen mit 161 Meter Nabenhöhe, 79 Meter Rotorblattlänge und 240 Meter Gesamthöhe. „Die Abstände zu den Ortsrändern betragen 1.000 bis 1.500 Meter“, so Silvia Agustin. Man habe aus eigener Initiative von vormals acht auf fünf Anlagen reduziert, um „damit einen Beitrag für eine höhere Akzeptanz des Vorhabens zu leisten.“
Insbesondere vormals geplante Standorte in den Randlagen Richtung Rönkhausen und Lenhausen wurden ersatzlos gestrichen.
Der zeitliche Rahmen der Umsetzung hänge jetzt maßgeblich vom Umgang der Gemeinde Finnentrop mit dem Vorbescheidsantrag und dem Flächennutzungsplanverfahren ab, so Agustin. „Wir ziehen derzeit einen zeitlichen Rahmen von ein bis zwei Jahren, bis eine Baugenehmigung erteilt sein könnte, in Erwägung. Für die Realisierung des Windparks ist im Anschluss nochmal rund ein Jahr einzuplanen.“
Artikel Lokalplus, 01.02.2019
Frettertal. Zum Thema Windkraft im Frettertal erreichte LokalPlus eine erneute Stellungnahme der IG Gegenwind Frettertal. Christiane Richter und Georg Schmidt als Vertreter der Interessensgemeinschaft haben am 18. Dezember in der Kreisgeschäftsstelle der CDU in Olpe an einem Gespräch mit MdB Dr. Matthias Heider zum Thema Windkraftplanung teilgenommen. Ergebnisse des Treffens haben sie in einem Schreiben an Finnentrops Bürgermeister Heß und den Rat der Gemeinde verschickt.
Die Hauptaussage dieses Gespräches war laut IG Gegenwind Frettertal:„Ein „weiter so…“ soll es nach dem Willen der Bundes-CDU nicht mehr geben. Der massive Ausbau der Windkraft war ursprünglich nur für die Pilotphase und auf keinen Fall dauerhaft geplant.
Gegen Privilegierung im Baurecht
Deshalb hat die CDU auf ihrem Bundesparteitag in Hamburg am 7. Dezember für eine Abschaffung der Privilegierung im Baurecht für die Errichtung von Windkraftanlagen gestimmt. Anstatt dessen soll ein positives Planungserfordernis eingeführt werden, was bedeutet, dass den Kommunen mehr Planungsfreiheit eingeräumt würde und nicht zwingend ein Windvorranggebiet ausgewiesen werden müsste (und schon gar nicht immer weitere Windvorranggebiete hinzukommen müssen, s. Ostentrop).
Belange der Bürger
Das Argument „Man muss der Windkraft substantiellen Raum verschaffen“ wäre so vom Tisch. Die Belange der Bürger sollen auf diese Weise mehr berücksichtigt werden.
Im Laufe des Gespräches war auch die Bundesratsinitiative NRW ein Thema, eine Initiative, die laut Herrn Dr. Heider von großen Teilen der Bundestagsfraktion der CDU ausdrücklich begrüßt wird.“
Nachtrag der BI:
Auch zum jetzigen Zeitpunkt, solange der Antrag der CDU noch nicht durch ist, heißt „substantieller Raum“ keineswegs, dass ein einziger Ort von Windrädern umzingelt werden darf. Es wurde in dem Gespräch ganz deutlich, dass diese massive Konzentration vom Bundestag sicherlich so nicht gewollt ist.
(LP)
Artikel Lokalplus, 10.12.2018
„Stoppt den Unsinn“
IG Gegenwind Frettertal sammelt Unterschriften gegen WindkraftanlagenFrettertal. Seit Anfang Dezember sammelt die IG Gegenwind Frettertal Unterschriften von Einwohnern der Gemeinde Finnentrop. „Wir hoffen, den Ratsmitgliedern, die letztendlich über unser Schicksal zu entscheiden haben, eine Orientierungshilfe zu geben, was wir Bürger von ihnen erwarten“, sagt das Orga-Team der IG. „Eine gewissenhafte Abwägung von Sinn und Unsinn und der Verantwortung, die sie für uns haben.“ Und weiter: „Viele Leute haben Angst um ihre Gesundheit. Infraschall und Lärmbelästigung, das sind gesundheitliche Risiken, denen man dann nur mit Wegzug aus der Heimat entkommen kann.“
Abwertung von Haus und Grundstück
Die Weltgesundheitsbehörde habe am 10. Oktober festgestellt: Lärm von Windenergieanlagen oberhalb dieses Wertes (45 dez) ist mit schädlichen gesundheitlichen Auswirkungen verbunden. „Andere Einwohner sind empört, dass sie eine Abwertung von Haus und Grundstück hinnehmen sollen, während einige wenige Leute viel Geld verdienen werden. Dass die dann zerstörte Landschaft nur die Spitze der uns drohenden Veränderungen ist, wird immer mehr Leuten klar.“
„Stoppt den Unsinn“, fordert die IG. Unsinn, „weil der vor Ort gewonnene Strom derzeit weder gespeichert noch sinnvoll genutzt werden kann. Wäre das möglich, gäbe es schon jetzt ausreichend Windräder, um die Vorgaben der Bundesregierung zu erfüllen. Ein weiterer Ausbau mit Windkraftanlagen macht daher keinen Sinn! – Zerstört aber unsere Heimat und birgt Gefahren für unsere Gesundheit.“ So argumentiert die IG Gegenwind Frettertal auf ihren Unterschriftenflyern.
Stromkunde bezahlt die Rechnung
Der CDU-Energieexperte und MdB Jens Koeppel fordert größere Mindestabstände und schlägt ein vorläufiges Moratorium vor. Denn der reine Zubau von Energieanlagen – ohne die entsprechende Aufnahmefähigkeit der Netze – führe dazu, dass Anlagen abgeschaltet werden müssten, die Betreiber aber dennoch ihre prognostizierte Vergütung bekämen. „Die Rechnung dafür bezahlt der Stromkunde über die EEG-Umlage.“
„Wenn die Vorgabe für die Erneuerbaren in Wattzahlen gegeben wird und kein Wind weht, dann ändert auch eine Vervielfachung der Anzahl der Anlagen an dem Ergebnis nichts. Das Lernen doch schon kleine Kinder: Am Ende bleibt das Ergebnis einer Multiplikation der Windmühlenanzahl mit Null Wind = Null Strom.“
Flyer im Internet Darum lädt die IG mit folgendem Satz auf ihrem Flyer zur Unterschrift ein: „Wer jetzt schweigt, stimmt den uns drohenden Veränderungen zu.“
Der Flyer, der auf der Website der IG Gegenwind Frettertal zum Herunterladen zur Verfügung steht, wurde an alle Haushalte im Frettertal verteilt. Darüber hinaus ist es möglich, online seine Stimme abzugeben. Unterschreiben kann jeder aus der Gemeinde Finnentrop ab 16 Jahre.
Wer dem Orga-Team im Einzelnen angehört, kann auf der Website der IG nachgelesen werden. Dort geht es auch zur Online-Abstimmung.
Artikel Lokalplus:
Mit 19:11 Stimmen
Finnentroper Rat beschließt Wiederaufnahme von Windkraft-Planungen
Von Sven Prillwitz, Redaktion, 18.09.2018
Finnentrop. Die im Februar beschlossene vorübergehende Einstellung der Windkraft-Planungen ist wieder aufgehoben: Mit 19 Ja-Stimmen hat sich der Rat der Gemeinde Finnentrop am Dienstagabend, 18. September, für die Wiederaufnahme der Bauleitplanverfahren zur Ausweisung von Vorrangzonen für Windräder ausgesprochen. Elf Gemeindeverordnete stimmten nach langer und teilweise hitzig geführter Diskussion dagegen.
Hintergrund: Im Mai hatte die NRW-Landesregierung aus CDU und FDP eine überarbeitete Fassung des Windenergieerlasses vorgelegt. Darin ist der festgeschriebene Abstand von 1500 Metern zur Wohnbebauung noch nicht festgeschrieben. Außerdem ist der Bau von Windenergieanlagen im Wald darin auch nicht grundsätzlich verboten. Das ist aber nur die Landesebene. Letztendlich müsse eine Entscheidung aber auf Bundesebene getroffen werden, sagte der CDU-Gemeindeverordnete Achim Henkel. Und hier sei nicht vor Oktober damit zu rechnen, dass sich der Bundesrat mit dem Thema Windkraft auseinandersetze. Entscheiden müsse danach noch der Bundestag.
„Damit ändert sich am Bauplanungsrecht nichts“, erklärte CDU-Fraktionschef Ralf Helmig. Mittlerweile seien aber beim Kreis Olpe als Genehmigungsbehörde zwölf neue Bauvoranträge zur Errichtung von Windrädern auf Gebiet der Gemeinde Finnentrop gestellt worden. Deswegen müsse die Kommune das Bauleitplanverfahren wieder aufnehmen. Helmig: „Wir müssen das Heft wieder in die Hand nehmen, wenn wir mitbestimmen wollen, wo künftig Windräder stehen.“ Andernfalls hätten die Errichter von Windkraftanlagen freie Hand, sollte der Kreis Olpe aus den Voranträgen Bauanträge machen.
„So viele Windräder wie nötig, aber so wenig wie möglich“
Die Abstandsregelung von Windenergieanlagen zu Wohngebieten lasse sich in der Gemeinde ohnehin nicht anwenden, weil sich hier allenfalls gemischte und keine reinen Wohngebiete befänden, sagte Martin Hageböck. Umso wichtiger sei es, aktiv zu planen. „Wollen wir das Gemeindegebiet weggeben, oder wollen wir mitbestimmen?“, fragte Hageböck rhetorisch.
Und Ralf Beckmann erklärte, dass die Entscheidung für die Wiederaufnahme der Planungen keine Entscheidung für oder gegen Windkraft sei. Vielmehr sei das die einzige Möglichkeit, um „so viel Windräder wie nötig, aber gleichzeitig so wenig wie möglich“ zu errichten, so Beckmann. Sollten sich Änderungen an der Gesetzeslage ergäben, würden diese in die Entscheidung über die Eignung von Vorrangzonen einfließen, betonten die Christdemokraten zudem.
Windkraft-Gegner applaudieren SPD und Freien Wählern
Entschieden gegen die Wiederaufnahme der Planungen sprachen sich hingegen die Fraktionen von SPD und Freien Wählern aus – jeweils mit Applaus der rund 70 Windkraftgegner, die an der Ratssitzung teilnahmen. Daniel Gerk (SPD) betonte etwa, dass „wir uns bei vielen Dingen noch im Spekulationsraum bewegen“. Daher sei es nicht erforderlich, dass „wir uns so beeilen“. Beispiele aus anderen Bundesländern wie Hessen oder Städten wie Schmallenberg (Hochsauerlandkreis) zeigten, dass auch hier auf klare Regelungen gewartet werde.
Christian Vollmert (Freie Wähler) wies darauf hin, dass es sich sowohl beim Entwurf des Flächennutzungsplans der NRW-Landesregierung als auch beim Windenergieerlass um Entwürfe handle – und damit um „vorläufige“ Ergebnisse. Eine Entscheidung im Rat sei daher lediglich „vorauseilender Gehorsam gegenüber den Projektierern“. Und dann teilte der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler noch gegen die CDU und Bürgermeister Dietmar Heß aus. Es habe ein „Geschmäckle“, dass beide Seiten in Sachen Windenergie „so Dampf machen“ und inzwischen zwölf neue Bauvoranträge vorlägen, so Vollmert.
Bürgermeister Heß kontert Vollmert-Attacke
Ein Vorwurf, der den Bürgermeister auf die Palme brachte. „Ein solcher Vorwurf kann nur einem Gehirn entspringen, das selbst unlautere Machenschaften ausbrütet“, sagte Heß. Die Verwaltung sei immer transparent mit dem Thema Windkraft umgegangen und habe – anders als von Vollmert behauptet – schon nach dem ersten Kontakt mit Projektierern deren Pläne vorgestellt. Heß erinnert an Bürgerversammlungen, bei denen er Präsentationsfolien vorgelegt habe, auf denen die Höhe von Windrädern der des Kölner Doms gegenübergestellt gewesen sei.
Dann verteidigte Heß die Wiederaufnahme der Windkraft-Planungen: „Die Errichtung von Windrädern an sich ist nicht vermeidbar. Aber auch wir wollen das begrenzen. Also braucht es ein Bauleitplanverfahren, wenn wir bei Standorten und der Höhe von Windrädern mitreden wollen“, sagte der Bürgermeister. Dazu sei die Gemeinde rechtlich verpflichtet – und auch im Sinne der Bürger. Ansonsten drohe die Gefahr, dass „wir die Karre an die Wand fahren“.
Heß: „Wir sind die armen Schweine“
Ganz am Ende, als einige Windkraftgegner die Bürgerfragestunde nutzten, wurde der Bürgermeister dann noch besonders deutlich. Alle Diskussionen über Sinn und Unsinn von Windrädern seien letztendlich hinfällig, weil Entscheidungen über die geltenden Regeln ohnehin auf Bundesebene getroffen würden. Kommunen hingegen müssten den geringen Spielraum nutzen: „Wir sind die armen Schweine, die der Hund beißt. Wir haben lediglich das zu steuern, was die Rechtsprechung beschließt.“ Wer etwas anderes behauptet, sei ein „Scharlatan“.
Vor dem Prozess Bürgerbeteiligung, die fester rechtlicher Bestandteil vor weiteren Beschlüssen über das Zustandekommen von Windkraft-Projekten ist, werde die Gemeinde Finnentrop außerdem bei Einwohnerversammlungen einzelne Vorhaben detailliert vorstellen, kündigte Heß an.
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Westfalenpost/Westfälische Rundschau, 19.09.18
Westfalenpost/Westfälische Rundschau
LOKALPLUS
Von Barbara Sander-Graetz, Redaktion
Finnentrop. Ein Umwelt-und Artenschutzgutachten, erstellt von einem unabhängigen Sachverständigenbüro. Das hatte die IG Gegenwind Frettertal für die Windkraft-Suchräume 3 und 6b bei Serkenrode bzw. Schöndelt gefordert. Den Bürgerantrag hat der Haupt- und Finanzausschuss der Gemeinde Finnentrop am Dienstagabend, 4. September, mit der Mehrheit der CDU-Stimmen abgelehnt. Daraufhin kündigte die SPD an, den Antrag in den Rat bringen zu wollen.
Wie erwartet, war der Antrag der IG Gegenwind zuvor kontrovers diskutiert worden. Während Jens Nagel (SPD) und Christian Vollmert (Fraktion FÜR Finnentrop) den Antrag auf einen unabhängigen Gutachter unterstützten, betonte Günter Linn von der UWG, zumindest „Bauchschmerzen zu haben bei der Auswahl eines Sachverständigen. Das sollte eigentlich Aufgabe der Gemeinde sein,“ so Linn, der aber letztendlich auch zustimmte.Ralf Helmig (CDU) hingegen wiedersprach dem Antrag. Die Gemeinde habe 2014 eine Einschätzung für alle Suchräume in Auftrag gegeben, und dazu gehöre auch ein Artenschutzgutachten. Dieses Gutachten sei online einsehbar und müsse ohnehin durch den Kreis Olpe, der letztendlich die Baugenehmigung erteile, geprüft werden.
Heß: Kreis für Baugenehmigung zuständig
Bürgermeister Dietmar Heß verwies auf die finanziellen Dimensionen und Konsequenzen, die eine Mehrheit für den Bürgerantrag bedeuten würden: In diesem Fall müssten auch Gutachten für alle anderen Suchräume, die für das Aufstellen von Windrädern infrage kommen, in Auftrag gegeben werden. „Da sind wir schnell im sechsstelligen Bereich“, warnte Heß.
Außerdem werde kein Projektierer ein Gutachten erstellen, „was gleich bei der ersten Prüfung wie Papier umfällt“, so der Bürgermeister weiter. Es sei nicht Aufgabe der Gemeinde, die Gutachten zu prüfen, „und wir werden das auch nicht tun. Wir werden die Bauantragsunterlagen durchreichen an den Kreis, der dann die Genehmigung erteilt oder nicht.“
Gerk (SPD) kontert Heß
Heß betonte erneut seinen Unmut über die zurzeit ruhenden Windkraft-Planungen in der Gemeinde. Im Februar hatte der Gemeinderat mehrheitlich beschlossen, die weiteren Planungen zunächst für zwölf Monate auszusetzen und auf eine klare rechtliche Regelung zu warten (LokalPlus berichtete). Das sei nach wie vor äußerst ungünstig, sagte Heß. Die Gemeinde habe vier Bauvoranfragen für das Oberbecken vorliegen. Und die Kommune werde Probleme bekommen, wenn sie in Sachen Windkraft einfach abwarte.
Das wiederum relativierte Daniel Gerk. Aus dem Kreistag brachte der Sozialdemokrat die Nachricht mit, dass der Kreis Olpe so lange nichts genehmigen werden, bis die Gemeinde wieder die Planungen aufnimmt. Gerk begründete seine Unterstützung für den Bürgerantrag und das Einholen eines unabhängigen Gutachtens auch damit, dass die beiden vorliegenden Expertisen sich widersprächen. Eines habe die Ampelfarbe Rot, eines sei Grün. Ein Widerspruch also. „Daher kann ich es nicht verantworten, auf dieser Basis eine Entscheidung zu treffen“, so Gerk.
Eines dieser Gutachten lag der Gemeinde nicht vor, sei aber angefordert worden. Dennoch betonte Bürgermeister Heß: „Das Gutachten ist nicht für uns. „Es ist für den Projektierer Teil seines Bauantrages, den wir nicht erteilen, sondern der Kreis Olpe, der es dann auch prüfen muss.“
Antrag in den Haupt- und Finanzausschuss eingebracht
IG Gegenwind Frettertal beantragt neues Gutachten
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Von Barbara Sander-Graetz, Redaktion, 29.08.18
Finnentrop. In der öffentlichen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Dienstag, 4. September, wird auch über den Antrag der Interessensgemeinschaft (IG) Gegenwind Frettertal beraten, ein Umwelt- und Artenschutzgutachten durch ein unabhängiges Sachverständigenbüro zu erstellen.
Die Bauleitplanung und die Aufstellung von Bebauungsplänen zur Ausweitung von Vorranggebieten für Windenergieanlagen in der Gemeinde Finnentrop ruhen lauf Ratsbeschluss noch bis in den Herbst diesen Jahres. Bei der Ratssitzung im Februar wiesen die Bürger aus Serkenrode schon darauf hin, dass sie ein unabhängiges Gutachten haben möchten.Neutralität bezweifelt
„Es kann nicht sein, dass von den Projektierern der Windkraftanlagen ein Gutachten erstellt wird, was als Grundlage für die Erstellung der Vorranggebiete dient“, machte die IG in der Sitzung deutlich. „Da gilt doch: Welch Brot ich fress, welch Lied ich sing.“ Es sei mehr als fragwürdig, dass die Windkraftfirmen ein unabhängiges Gutachten erstellen würden.
Daher fordert die IG Gegenwind in ihrem Antrag, dass „die Gemeinde eine weitere von einem unabhängigen Sachverständigenbüro erstellte Untersuchung und Erhebung in Auftrag gibt, soweit die Planungen wieder aufgenommen werden.“
Schwarzstorch und Rotmilan
IG Gegenwind Frettertal weiter: „Die Neutralität der Gutachterfirma zweifeln wir an. Insbesondere auch, weil dort falsche oder überholte Angaben zum Vorkommen von Schwarzstorch und Rotmilan gemacht wurden. Diese Tiere sind nachweislich hier ansässig, wie wir in zahlreichen Bild- und Filmdateien mit Hilfe vieler persönlich bekannter Beobachter belegen können.“
Zusätzlich habe das vorhandene Gutachten, das für die Gemeinde Finnentrop erstellt wurde, ein bisschen einen Beigeschmack bekommen, da es von der Firma Ecoda erstellt wurde, bei denen ein Mitarbeiter erst vor kurzem als „Baum-Klopfer“ in den Medien zu zweifelhaftem Ruhm gelangt ist.
Es geht um das mit einer Wildkamera nachgewiesene Beklopfen und Bestreichen eines Rotmilan-Brutbaumes mit einem Stock eines Windkraftgutachters des Planungsbüros Ecoda. Solche Maßnahmen können die Brutvögel beunruhigen und zur Aufgabe der Brut führen, denn diese halten die Klopf- und Kratzgeräusche für Klettergeräusche der Fressfeinde Waschbär und Marder.
Gutachter mitbestimmen
Bei der Erstellung eines neuen Gutachtes möchte die IG Gegenwind gern bei der Auswahl des Gutachters ein Wörtchen mitreden. „Damit alle Seiten (der Gemeinderat und die IG Gegenwind Frettertal/die Bürger des Frettertals) einverstanden sind, könnte zuvor eine einvernehmliche Liste erstellt werden, auf deren Basis dann eine solche Vergabe erfolgen könnte“, heißt es in dem Antrag der IG an den Ausschuss.
Frettertal: IG Gegenwind pocht auf unabhängiges Gutachten
Westfalenpost/Rundschau, Flemming Krause, 29.08.2018
Banner gegen Windkraft in Weuspert/Faulebutter
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Von Barbara Sander-Graetz, Redaktion- 02.08.18
Weuspert/Faulebutter. Wie sieht es in Faulebutter aus, wenn die bis zu 240 Meter großen Windkraftanlagen gebaut werden? Mit einem Banner hat die Dorfgemeinschaft Weuspert/Faulebutter das Szenario dargestellt und zeigt damit: Wir sind geschlossen gegen Windkraft in diesem Bereich.
„Wir wollen die Zerstörung der Landschaft verhindern“, bringt es Josef Vetter aus Weuspert auf den Punkt. „Hinzu kommen der Artenschutz und die Ineffizienz der Windenergie, die sich nicht speichern lässt.“ Auf dem Banner sind zwar einige Windanlagen mehr zu sehen als geplant, „aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir geschlossen gegen die Ansiedlung der Windkraftanlagen in diesem Bereich sind, egal ob eine, sechs oder zehn Anlagen.“Die Bewohner aus Weuspert und Faulebutter arbeiten mit der Bürgerinitiative „Gegenwind Frettertal“ zusammen. „Doch hier im Dorf sind nahezu 100 Prozent gegen die Windkraft, und hier gibt es auch im Gegensatz zu Serkenrode keine Landbesitzer, die ihre Flächen gewinnbringend verpachten wollen.“ Er als Förster wisse von Waldbesitzern, die die Möglichkeit gehabt hätten, dieses aber abgelehnt haben. „Profit ist nicht alles.“
Daher habe sich die Dorfgemeinschaft entschlossen, gemeinsam ein Banner zu erstellen, zu erwerben und aufzustellen. „So kann man visualisieren, wie unsere Landschaft mit den Windkraftanlagen aussehen würde.“ Solche Banner sind auch für Fretter und Serkenrode geplant, weiß Vetter.
Gleichzeitig hat es eine Unterschriftenliste gegeben mit zahlreichen Unterschriften der Betroffenen, die sich gegen die Windkraftanlagen aussprechen. Besonders betroffen ist Josef Rademacher vom gleichnamigen Landgasthof in Faulebutter. „Zu ihm kommen gerade die Gäste, um die schöne Aussicht zu genießen“, weiß Vetter. „Wer will da schon auf 240 Meter große Windkraftanlagen schauen? Wobei die Gäste die Aussicht ja nur kurz ertragen müssten. Wir als Betroffene hätten die sechs geplanten Anlagen 365 Tage im Jahr mit all ihren Folgen und Auswirkungen zu ertragen. Wir hoffen, dass die Politik noch zur Vernunft kommt und das Drama verhindert.“
Am Sonntag, 12. August, um 11 Uhr findet in Weuspert eine Eucharistiefeier im Freien unter dem Motto „Bewahrung der Schöpfung“ statt. Es geht dabei um die Natur und den Umweltschutz. „In einer Gesellschaft, die auf materiellen Gewinn ausgerichtet ist, gehen die Beziehung zur Natur und zum Schöpfer des Lebens verloren“, so die Initiatoren. „Vermeintlich gute Lösungen zur Energiegewinnung führen in neue Probleme.“
Ort: Weuspert zwischen Obersalwey und Schönholthausen gelegen. Von der Kapelle aus dem Fußweg in südliche Richtung bis zum Kreuz auf der Höhe folgen, dann links abbiegen und weitere 200 Meter bis zur Bergwiese gehen. Der offene Platz bietet eine schöne Aussicht auf Täler und Höhen bis hin zum Rothaargebirge.
Die Eucharistiefeier wird schlicht sein. Die Wiese hat keine schattenspendenden Bäume und es gibt weder Bänke oder andere Sitzgelegenheiten. Für Proviant und Getränke muss jeder selbst sorgen. Autos bitte nur jeweils auf einer Straßenseite (in Weuspert oder Faulebutter) parken.
Es laden herzlich ein: Pater Joachim Wrede, Kapuziner, Finnentrop-Schliprüthen, der Verein NAFINN e.V. und engagierte Bürger und Christen der Region.
Nächste Runde erst im Herbst
Entscheidung über Windenergie erneut vertagt
Von Barbara Sander-Graetz, Redaktion
Finnentrop. Obwohl es das Thema „Windenergie“ erneut auf die Tagesordnung der Ratssitzung am Mittwoch, 4. Juli, geschafft hatte, kam es nicht zu einer Wiederaufnahme der Planungen. Der Rat beschloss nach einer namentlichen Abstimmung eine Vertagung auf den Herbst.
Grundstückseigentümer hatten einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens zur Ausweisung von Vorranggebieten für Windenergieanlagen in der Gemeinde Finnentrop gestellt. In der Sitzung im Februar war beschlossen worden, das Planverfahren auszusetzen, bis neue rechtliche Erkenntnisse vorliegen würden.
Diese würden, so Heß, mit der Novelle des Windenergie-Erlasses aus dem Mai nun vorliegen. Dieser Ansicht folgten die Ratsmitglieder nicht. Der neue Windenergie-Erlass enthält keinen festgeschriebenen 1500 Meter Abstand zur Wohnbebauung. Der Abstand von 1500 Metern wird nur als Regelbeispiel in den Windenergie-Erlass eingeführt. Die Landesregierung möchte aber einen Mindestabstand auf Ebene der Landesplanung festgelegen. Aus diesem Grund findet sich eine Regelung zum Abstand von 1500 Metern als Grundsatz im aktuellen Entwurf des Landesentwicklungsplans, der aber noch nicht in Kraft getreten ist.
Namentliche Abstimmung für Aussetzung
Schließlich wurde bei namentlicher Abstimmung mit einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen beschlossen, die Planungen bis Herbst auszusetzen. Bürgermeister Dietmar Heß gab anschließend eine persönliche Erklärung ab, da er „den Eindruck habe, dass Bürger denken, der Bürgermeister steht nicht hinter ihnen.“ Er stehe auch der Verwaltung vor, die dafür verantwortlich sei, dass Recht und Gesetz beachtet würden.
Durch die Novelle des Windenergie-Erlasses habe sich nach seiner Ansicht die Rechts- und Sachlage deutlich verändert. Man habe sich sehr viel Mühe gemacht mit der Auswahl der Flächen um die Bürger zu schonen, aber „wir, der Rat, haben auch städtebauliche Verträge geschlossen, die eine Verpflichtung der Gemeinde zur Planung beinhalten.“ Dabei ginge es nur um die Planung, nicht um ein Ergebnis. In dem jetzigen Zustand des Planungsstopps könne man die Bedenken der Bürger nicht berücksichtigen, da man nicht in einem Verfahren sei.
Serkenroder fordern Gutachten durch die Gemeinde
Anschließend wurde bei der Fragestunde für Einwohner mit den rund 100 anwesenden Bürgern über die Erstellung von Gutachten zur Windenergie diskutiert. Der Rat hatte aus Kostengründen beschlossen, diese Gutachten von den Betreibern erstellen zu lassen. Diese würden dann von den jeweiligen Fachbehörden geprüft. Das sehen die Serkenroder anders. Sie fordern ein Gutachten auf Kosten der Gemeinde um die Objektivität zu erhalten. „Das ist doch ganz klar, dass die Gutachten der Betreiber auch für sie sprechen“, so ihre Befürchtungen.
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Planungen für Windenergie-Anlagen bleiben ausgesetzt
Finnentrop. Der Rat der Gemeinde Finnentrop hat am Mittwoch Abend beschlossen, dass die Wiederaufnahme der Planungen vertagt wird. Und zwar auf den Herbst.
Der eindringliche Appell verfehlte seine Wirkung: Finnentrops Bürgermeister Dietmar Heß warb Mittwoch Abend in der Ratssitzung vehement dafür, die Planungen für die Errichtung von Windenergieanlagen wieder aufzunehmen.
Doch auf Antrag von Ralf Helmig (CDU) entschied das kommunale Gremium bei zwei Enthaltungen und einer Gegenstimme: Die Planungen bleiben vorerst ausgesetzt, über den Antrag wird vermutlich erst im Herbst entschieden.
Bekanntlich hatte der Rat bereits in seiner Februar-Sitzung beschlossen, das Planverfahren zur Ausweisung von Vorrang-Gebieten für Windenergie-Anlagen auszusetzen und die Entwicklung der Landes- und Bundespolitik abzuwarten. Denn aus dem Windenergie-Erlass ging seinerzeit etwa nicht heraus, ob der Bau von Windenergie-Anlagen 1500 Meter entfernt von Wohngebieten klar geregelt sei oder nicht.
Nun liegt seit einigen Tagen der novellierte Erlass vor. Und: „Wir können jetzt vom geltenden Recht ausgehen“, betonte Finnentrops Erster Mann und ergänzte: „Die Sachlage hat sich nun deutlich verändert. Wir haben unseren Partnern gegenüber die Verpflichtung, wieder in die Planungen einzusteigen. Sie dürfen nicht vergessen: Wir befinden uns momentan im luftleeren Raum und eben nicht in einem Verfahren, weil das vom Rat im Februar ausgesetzt wurde.“
Ratsmitglieder kontern Heß
Hinzu komme, so Heß, dass man als Gemeinde natürlich den Prozess aktiv steuern wolle. „Nur das können wir nicht, weil wir derzeit ein Planungsverbot haben. Und wir unterhalten uns hier doch nicht über Genehmigungsverfahren.“
Die Kritiker sahen das allerdings anders. Ihre Argumentation: Aus dem novellierten Erlass gehe eben nicht hervor, ob die Abstandsregelung nun wirklich klar geregelt sei. „Ich sehe keine Rechtsklarheit“, betonte etwa Günter Linn von der UWG. Und Daniel Gerk von der SPD ergänzte: „Es sind noch einige Unklarheiten vorhanden. Deshalb ist es nicht möglich, in die Planungen wieder einzusteigen.“ Und auch Christian Vollmert von den Freien Wählern vermisste die Klarheit bei der Stellungnahme des Städte- und Gemeindebundes. Fazit: Das Thema Windenergie bleibt weiter ungeklärt.
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Sauerlandkurier vom 09.06.2018
Sauerlandkurier vom 19.05.2018
Lokalplus, Ina Hoffmann, 18.05.2018
Serkenrode. Die Unternehmen SL Windenergie aus Gladbeck und die Ostwind-Gruppe aus Essen veranstalteten am Donnerstag, 17. Mai, einen Infotag über die von ihnen geplanten vier Windenergieanlagen in Ramscheid. Dabei konnten die Bürger die Position der Windkraftunternehmen kennenlernen und mehr über die vier geplanten Anlagen erfahren.
Bei dem Infotag wurden Schaubilder und Tafeln zu verschiedenen Themen rund um die Windenergie wie Infraschall, Schlagschatten oder Artenschutz in der Schützenhalle verteilt, sodass die Bürger sich selbst umschauen konnten. „Bei Nachfragen und für weitere Informationen stehen ihnen unsere Mitarbeiter zur Verfügung. Wir wollten weg von diesen Frontvorträgen, bei denen man glaubt, einem würde eine Meinung aufgedrückt. Man kann erstmal Eindrücke sammeln und unsere Position zu Windenergie-Themen kennenlernen“, erklärt Joachim Schulenburg, Leiter der Projektentwicklung bei SL Windenergie.Geplant ist die Errichtung von vier Windkraftanlagen, von denen drei von SL Windenergie und eine von der Ostwind-Gruppe betrieben werden sollen, in Ramscheid. Diese sollen bei einem Rotordurchmesser von 150 Metern eine Höhe von etwa 240 Metern haben und Energie für knapp 14.000 Dreipersonenhaushalte im Jahr erwirtschaften.
Seit vier Jahren in Kontakt mit Kommune
Bereits vor vier Jahren hatte der Rat der Gemeinde Finnentrop mit einem Beschluss das Verfahren zur Ausweisung von Konzentrationszonen für Windenergienutzung in die Wege geleitet, um selbst mitbestimmen zu können, wo Windkraftanlagen gebaut werden sollen. „Damals sind wir auf die Gemeinde zugekommen, als wir erfahren haben, dass es hier Flächen geben wird, auf denen man Anlagen errichten könnte“, so Joachim Schulenburg. Dass dies bereits zu einem so frühen Zeitpunkt, ohne konkrete Ergebnisse und Beschlüsse, passiert ist, sei dabei nicht ungewöhnlich.Verbindliche Absprachen zwischen der Gemeinde und den Windpark-Betreibern gibt es auch jetzt, vier Jahre später, noch nicht, da der endgültige Flächennutzungsplan noch nicht beschlossen ist. Trotzdem wurden bereits Pachtverträge mit einigen Grundstückseigentümern abgeschlossen, um bei einem Ratsbeschluss mit den Planungen möglichst schnell fortfahren zu können.
Unsichere Rechtslage
„Wir verstehen, dass es auch in den Kommunen große Unsicherheit rund um das Thema Windenergie gibt wegen der nicht geklärten Rechtslage“, so Schulenburg. Auch wenn der Gemeinderat im Februar das Thema für bis zu 12 Monate von der Tagesordnung gestrichen hat, um Entwicklungen auf Landesebene abzuwarten (LokalPlus berichtete), wolle man seitens der Unternehmen keinen Druck ausüben, um schneller zu einer Entscheidung zu kommen. „Wir haben kein Interesse daran, gegen den Willen der Gemeinde Anlagen zu errichten“, erklärte Schulenburg.Trotzdem betonte er, dass man, sollte es keine Ratsentscheidung geben, prüfen würde, welche Wege den Unternehmen möglich seien, um die Windkraftanlagen dennoch bauen zu dürfen, indem man beispielsweise die Anfrage an den Kreis Olpe weiterleite. Der Klageweg sei dabei erst einmal nicht eingeplant, so Schulenburg.
Emotionale Diskussionen
Den Anlagenbetreibern sind die Diskussionen in Serkenrode rund um das Thema Windkraft natürlich nicht entgangen. Obwohl die Kommune Ramscheid als Potentialfläche für Windkraftanlagen sah, ist ein Großteil der in der Umgebung lebenden Bürger gegen den Bau von Anlagen an dieser Stelle (LokalPlus berichtete). „Diese Situation erleben wir leider bei jedem Projekt aufs Neue. Oft werden uns emotionale Gründe, wie etwa ein Riss in der Gesellschaft zwischen den Befürwortern und den Gegnern, genannt, damit wir nicht bauen. Dazu muss ich sagen, dass das für uns kein ausschlaggebender Grund ist, die Anlagen nicht zu bauen“, erklärte Joachim Schulenburg.Mathis Kieslich, Leiter der Ostwind-Niederlassung West, ergänzte: „Bei diesen Debatten soll immer die Windenergie verantwortlich sein für den Streit zwischen den Menschen und wir werden auf den reinen Profit-Gedanken reduziert. Dabei ist es absolut notwendig, sich erneuerbaren Energien zuzuwenden, weil die fossilen Brennstoffe zur Neige gehen. Dass aufgrund von Emotionen auf diese notwendige Entwicklung verzichtet wird, ist nicht realistisch.“
Geplante Ausstattung der Anlagen
Alle geplanten Anlagen sollen mit speziellen Profilen an den Rotorblättern ausgestattet werden, sodass der Geräuschpegel gegenüber alten Anlagen deutlich reduziert wird.„Der Schattenwurf wird hier vor Ort kein Problem werden“, versprach Joachim Schulenburg. „Es wurden bereits Berechnungen dazu angefertigt. Außerdem gibt es in dem Bereich strenge Grenzwerte. Kein Wohnhaus wird mit mehr als acht Stunden Schattenwurf im gesamten Jahr betroffen sein“.
Zudem sei nicht mit Eiswurf zu rechnen, da die Anlagen mit Detektoren ausgestattet werden sollen, die bei Eisansatz an den Flügeln den Betrieb stoppen und erst wieder in Gang setzt, wenn die Rotorblätter eisfrei seien.
Artenschutz
Da viele Bürger Bedenken zum Thema Artenschutz aussprachen, wurden für die geplanten Standorte Untersuchungen von zwei unabhängigen Artenschutzgutachtern durchgeführt, die jeweils über ein Jahr hinweg die Tiere beobachten. Dabei standen als windsensibel eingestufte Arten wie der Rotmilan im Fokus.Als Ergebnis habe man festgestellt, dass kein erhöhtes Tötungsrisiko durch den Bau und den Betrieb der Windkraftanlagen bestehe. Auch wegen der in der Umgebung vorkommenden Fledermäuse sollen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden: So sollen die Anlagen nachts zu Zeiten des Fledermausflugs abgeschaltet werden.
Aufforstung und landwirtschaftliche Aufwertung
Trotzdem sei der Eingriff in die Natur immer wieder ein großes Thema, so Schulenburg. Insgesamt sollen in Ramscheid durch den Bau der vier geplanten Anlagen 0,55 Hektar Waldflächen wegfallen. „Wir sind gesetzlich dazu verpflichtet diese Fläche auszugleichen. Für jeden Quadratmeter wird die genutzte Fläche an anderer Stelle doppelt bis dreifach kompensiert“, erklärte er. Das bedeutet, dass die Unternehmen 250.000 Euro dafür zur Verfügung stellen müssen, um die Umgebung rund um Ramscheid aufzuforsten und landschaftlich wieder aufzuwerten. „Wo und was genau gemacht wird, entscheidet dabei der Kreis“, erklärte Schulenburg.Bestehende Wege nutzen
Die geplanten Anlagen sollen zudem so liegen, dass möglichst bereits bestehende Wege genutzt werden können. Der von der Ostwind-Gruppe ins Auge gefasste Standort liegt auf der ehemaligen Raketenstation, sodass keine zusätzlichen Schäden entstehen sollen und die brach liegende Fläche umgenutzt werden kann.Zudem sollen keine Hochspannungsleitungen das Landschaftsbild verunstalten, da die Unternehmen planen den gewonnenen Strom über Erdkabel abzuleiten.
Wenn nach den geplanten 25 Jahren der Betrieb der Windenergieanlagen eingestellt wird, sollen die Anlagen komplett inklusive Fundament zurückgebaut werden. Um dies sicherzustellen, würde bereits vor Baubeginn bei der Kreisverwaltung eine Bürgschaft in Höhe der Rückbaukosten hinterlegt.
Westfalenpost/Rundschau vom 17.05.2018
Windenergieanlage
von Flemming KrauseGeplanter Windpark in Finnentrop-Ramscheid spaltet die Lager
Serkenrode/Ramscheid. In Ramscheid könnten vier Windenergieanlagen errichtet werden. Betreiber wollen Bürgerdialog starten. Kein Protestmarsch an der Schützenhalle.
Die FÜR-Fraktion Finnentrop, bekanntlich ein Gegner der Windenergie, hatte sich reichlich Expertise und Schlagfertigkeit an den Tisch geholt. Marcus Bruse und Herbert Bartezko von Gegenwind Südwestfalen waren am Mittwochabend extra aus Attendorn beziehungsweise Sundern nach Serkenrode gekommen, um den Anwohnern zu erklären, was sie tun können, um den geplanten Bau eines Windparks mit vier Anlagen in Ramscheid zu verhindern.
„Ich kann euch nur raten, holt euch einen Banner, versammelt das ganze Dorf hinter euch und seid präsent“, gab Bartezko den Serkenrodern mit auf den Weg. Er spielte damit auf den Infotag Windenergie an, der tags drauf am Donnerstag in der Serkenroder Schützenhalle stattfand. Dort hatten sich am Nachmittag die SL Windenergie aus Gladbeck und die Ostwind-Gruppe aus Essen mit mehreren Info-Tafeln breit gemacht. Denn der Bürgerdialog sei ihnen enorm wichtig, betonte Joachim Schulenburg, Leiter Projektentwicklung der SL.
Von einer kleinen Protestbewegung indes nahmen die Serkenroder Abstand, lediglich zu Informationszwecken fanden sie sich in der Halle ein. „Für mich ist das nicht so wirklich nachvollziehbar“, erklärte Christian Vollmert, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. „Immerhin wäre dies die einzige Möglichkeit, etwas zu bewegen.“
Keine Alternative zur WindenergieSo nahm die Veranstaltung ihren geplanten Verlauf. Und die beiden Windbetreiber übermittelten den Anwesenden ihre Position. Joachim Schulenburg erläuterte: „Wir sind der Auffassung, dass wir die Leute vor Ort bei so einem Projekt neutral informieren müssen.“ Wenngleich das Wörtchen neutral in ihrem Sinne natürlich pro Windkraft stehe.
Denn, so erklärt es Mathis Kieslich von Ostwind: „Für uns gibt es keine Alternative zur Windenergie, wir wollen doch weg von fossilen hin zu den erneuerbaren Energien mit dem klaren Ziel Klimaschutz.“ Und Schulenburg ergänzt beschwichtigend in Richtung der Kritiker: „Wenn wir als Betreiber so ein Projekt durchführen, wollen wir die Wertschöpfungskette auch kommunal belassen und die Anlagen nach ihrem Bau nicht veräußern.“
Momentan herrscht Stillstand
Auf die Grundstückseigentümer, auf deren Besitz die Anlagen kommen könnten, sei man auch bereits zugegangen und habe entsprechende Pachtverträge abgeschlossen. Bei einem möglichen Bau würden die Betreiber zudem auf wesentliche Themen wie etwa den Artenschutz und den Erhalt des Landschaftsbildes achten. Um diesen Standpunkt klar zu stellen, habe man zum Infotag geladen.
Bis es zu einer möglichen Umsetzung kommt, können hingegen noch einige Monate ins Land verstreichen. Denn der Rat der Gemeinde Finnentrop hat, wie bereits berichtet, im Februar alle Planungen in Sachen Windkraft vorerst, aber längstens für ein Jahr, ausgesetzt, um die Entwicklung der Landes- und Bundespolitik abzuwarten. „Aus unserer Sicht besteht dafür keine Notwendigkeit und die Aussetzung des Planungsprozesses kann jederzeit aufgehoben werden“, hoffen SL und Ostwind darauf, möglichst schnell wieder in Gespräche mit der Gemeinde zu treten.
Das wiederum hoffen die Windkraftgegner nicht, denn eine der größten Sorgen der Serkenroder sei, dass ein solcher Windpark eine Dorfgemeinschaft entzweien könnte. Zu ihnen gehört auch ein älterer Mann aus Serkenrode, der konzentriert vor einer Infotafel steht. „Ich habe großes Interesse daran, was passiert, denn ich bin betroffen. Auf meinem Grundstück soll eine Anlage entstehen, davon bin ich nicht begeistert. Ich möchte den Wald erhalten.“
Infobox Anlagen des Herstellers Vestats vom Typ V-150Sollte sich die Politik für den Bau der vier Windenergieanlagen entscheiden, würden die Betreiber auf die Anlagen des Herstellers Vestas vom Typ V-150 zurückgreifen. Die SL Windenergie wäre dann Betreiber von drei Anlagen, Ostwind von einer.
Die Anlagen würden eine maximale Nabenhöhe von 166 Meter erreichen und auf eine Gesamthöhe von 241 Metern kommen. Der Rotordurchmesser betrüge 150 Meter.
Der Energieertrag des Windparks würde bei rund 60 Millionen Kilowattstunden liegen, mit dieser Leitung könnten etwa14 000 Dreipersonenhaushalte im Jahr versorgt werden.
Das eingesparte CO2 beziffern die Betreiber auf etwa
45 000 Tonnen.Unabhängig vom derzeitigen Moratorium führen die beiden Betreiberfirmen ihre technischen Planungen fort und gehen laut eigener Aussage davon aus, dass die Gemeinde Finnentrop die dem Moratorium zu Grunde liegenden Fragestellungen im Laufe des Jahres klärt, damit die Betreiber ihre Planungen weiter fortsetzen können. Denn irgendwann brauchten sie auch Planungssicherheit.
16.05.18, Mittwoch, 18.00 Uhr, Freizeit- und Bildungsstätte Serkenrode
Öffentliche Fraktionssitzung der Freien Wähler FÜR Finnentrop
„Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Auswirkungen des neuen Landesentwicklungsplans auf die Planungen zur Windkraft in der Gemeinde Finnentrop und die aktuellen Entwicklungen zur Bigge-Lenne-Gesamtschule. Im Rahmen der Veranstaltung besteht die Gelegenheit zu einem offenen Meinungsaustausch.“
17. 05.18, Donnerstag,16.00 – 20.00 Uhr, Schützenhalle Serkenrode
„Infotag Windenergie“ von SL WindEnergie aus Gladbeck und Ostwind-Gruppe aus Essen
„Serkenrode. Vier Windenergieanlagen sollen im Bereich Ramscheid entstehen. Interessenten für das Gebiet zwischen Schöndelt und Serkenrode sind SL WindEnergie aus Gladbeck und die Ostwind-Gruppe aus Essen. Die beiden Investoren laden die Öffentlichkeit für Mittwoch, 17. Mai, zu einem „Infotag Windenergie“ in die Schützenhalle Serkenrode ein.
„Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich an verschiedenen Themenständen über die Windenergie im Allgemeinen und konkret über das Projekt in Finnentrop informieren“, heißt es in einer gemeinsam verfassten Einladung. Die Veranstaltung ist von 16 bis 20 Uhr angesetzt.Bei dem Bereich Ramscheid handle es sich um den „Suchraum 6“ – und damit um einen „bekannten Suchbereich, den wir auch im Visier haben“, sagte Finnentrops Bürgermeister Dietmar Heß am Freitag, 4. Mai, auf LokalPlus-Anfrage. Der als „Buchhagen“ bekannte Teil des Suchraums, das ehemalige Nato-Gelände, sei im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und bereits an den Windparkerrichter und –projektierer Ostwind verpachtet worden. An der restlichen Fläche sei die auf Photovoltaikanlagen und Windenergieanlagen spezialisierte Unternehmensgruppe SL NaturEnergie interessiert.
„Das sind alles Partner, die wir kennen und mit denen wir vertrauensvoll zusammenarbeiten“, hatte Dietmar Heß im November über die Windkraft-Investoren gesagt, mit denen die Gemeinde verhandelt. Mit Ausnahme des Bereichs „Buchhagen“ wolle sich die Kommune wie angekündigt an den Investitionen beteiligen und Projektgesellschaften gründen (LokalPlus berichtete).“
Christoph Gerhard und Marcus Bruse im Gespräch mit WP Mitarbeiter Josef Schmidt, 23.03.2018
Dorfgemeinschaft vor Schaden bewahren
Informationsveranstaltung der Interessengemeinschaft „Gegenwind Frettertal“
Friedhelm Tomba, Sauerlandkurier, 02.03.2018
Serkenrode. Auf der Informationsveranstaltung der Interessengemeinschaft „Gegenwind Frettertal“, zu der am Donnerstag 450 Besucher in die Schützenhalle nach Serkenrode kamen, wurde deutlich, dass Windräder nicht nur Landschaft, Gesundheit und Immobilienpreise durcheinanderwirbeln.
Das eindringliche Schlusswort von Johannes Richter, der ruhig und sachlich durch den Abend moderierte, zog sich zuvor wie ein roter Faden durch die Versammlung. „ Bei allen kontroversen Ansichten und gegensätzlichen Interessen ist es uns wichtig, dass wir uns im gegenseitigen Respekt begegnen. Damit wollen wir unsere Dorfgemeinschaft bewahren und verhindern, dass sie dauerhaft Schaden nimmt.“
„Der Bau der Dinger ist verantwortlich für die Spaltung der Dorfgemeinschaft.“ Christof Gerhard vom Bündnis „Gegenwind Südwestfalen“, der mittlerweile 52 Bürgerinitiativen und Interessengemeinschaften angehören, referierte als Fachmann und Betroffener. „Früher bin ich mit dem Traktor über die Wiese meines Nachbarns gefahren, das darf ich heute nicht mehr. Er ist für, ich gegen die Windräder. Mich persönlich macht die Situation im Dorf traurig, denn unsere Kinder kommen nicht in ihre Heimat zurück. Wir werden unser Haus eines Tages verkaufen, allerdings müssen wir durch die Windräder einen 30-prozentigen Wertverlust hinnehmen. Und ich rede von „nur“ drei Windrädern.“
Dass im oberen Frettertal vierzehn, jeweils rund 240 Meter hohe Windräder aufgestellt werden sollen, ist schon lange kein Geheimnis mehr.
Gesundheitsrisiken immer noch Thema
Der Mann aus Rehringhausen ging mit der Windkraft hart ins Gericht, verdeutlicht auf Folien und Tabellen: „Das ist keine Energie- sondern eine Stromwende. Es liegt jede Menge Geld im Schaufenster, das sich irgendwer holen will. Dabei gibt es in Deutschland bereits genug Windräder; was fehlt ist Speichermöglichkeit. Gut, ich kann irgendwie verstehen, dass 1,2 Millionen Euro an Pacht, die für den Grundstücksbesitzer in zwanzig Jahren zusammenkommen durchaus lukrativ sind. Aber der sollte dann auch bedenken, was er den Menschen und dem Dorf antut. Außerdem sollten Landverpächter bedenken, dass beim Rückbau der Anlagen der Eigentümer zu Verantwortung gezogen wird.“
Die IG „Gegenwind Frettertal“, der etwa 80 Familien angehören, präsentierte mit Dr. Jochen Ulrich einen weiteren Redner, der sich dem Gesundheitsrisiko durch Windkraftanlagen widmete. Die Besucher erfuhren, dass sich hinter der ärztlichen Diagnose „T 75.2“ ganz offiziell Gesundheitsschäden durch Infraschall von Windkraftanlangen“ verbirgt. Depressionen, Angstzustände, Tinnitus und Schlafstörungen können laut Ulrich durch Infraschall entstehen. „Lärm ist nicht nur das, was man hört. Je größer eine Windenergieanlage, umso mehr wird das Schallspektrum in den nicht hörbaren, aber spürbaren Bereich verschoben. Dagegen gibt es keinen Schutz, nur genügend Abstand kann schützen.“
Infraschall als große GefahrNach den medizinischen Erkenntnissen gab es zwei vielbeachtete Wortbeiträge von Bürgern aus Finnentrop. Neben Dieter Bitter meldete sich Clemens Bernemann zu Wort, der bereits 2014 in einem Vortrag auf die Gefahr der verminderten Lebensqualität im Fretteral hingewiesen hatte. „Ihr habt hier eine wunderschöne Landschaft. Äcker und Wälder gehören den Landwirten, aber die Landschaft gehört denen nicht. Die Gefahr des Infraschalls spielt eine große Rolle. Die politische Haltung in Finnentrop kann ich nicht nachvollziehen: Wenn ich nicht weiß, ob etwas Schaden oder Nutzen mit sich bringt, lasse ich doch vorerst besser die Finger davon.“ Dabei spielte er auf eine Studie aus Dänemark an, die sich mit den Folgen des Infraschalls befasst und noch in diesem Jahr veröffentlicht wird.
Moderator Johannes Richter bedankte sich bei Rednern und Gästen; zu denen auch viele Ratsmitglieder aus der Gemeinde Finnentrop und Besucher aus dem benachbarten Hochsauerlandkreis gehörten. „Wir wollen die erneuerbare Energie nicht in Frage stellen. Es hat sich aber die Erkenntnis durchgesetzt, dass wir mit dem Bau von beliebig vielen Windädern an beliebig vielen Stellen nicht mehr weiter machen können. Wir müssen die berechtigten Interessen von Anwohnern schützen, unsere Umwelt und Natur bewahren und unsere Heimat erhalten.“
Link zum Original-Artikel im Sauerlandkurier
450 Besucher folgen Einladung der IG Gegenwind Frettertal – bei allen Kontroversen: Intakte Dorfgemeinschaft soll bewahrt werden
Martin Droste, WP, 01.03.2018
Zwar hat der Rat der Gemeinde Finnentrop die Planung von Windkraftanlagen für zwölf Monate auf Eis gelegt. Aber der Bau von bis zu 240 Meter hohen Windrädern rund um Serkenrode und Schöndelt ist nach wie vor ein heißes Eisen im Frettertal. So folgten am Mittwochabend rund 450 Bürger der Einladung der Interessengemeinschaft Gegenwind Frettertal und informierten sich in der rappelvollen Schützenhalle Serkenrode über die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Beeinträchtigungen durch diese riesigen Industrieanlagen in der schönen Landschaft. Windkraftbefürworter kamen nicht zu Wort.
Thema Infraschall
Dr. Joachim Ullrich aus dem Siegtal ist ebenfalls ein betroffener Bürger, was die Errichtung von Windrädern betrifft. „Bei uns sollten 40 Anlagen gebaut worden.“ Und deshalb ist der Frauenarzt aktiv geworden und hat sich besonders mit dem Thema Infraschall beschäftigt. Das sind Schallwellen, die der Mensch nicht hören, nach Überzeugung von Joachim Ullrich aber spüren kann. „Gegen niederfrequente Schallemissionen gibt es keinen Schutz“, ist der Mediziner überzeugt und präsentierte Studien zu möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. „Wehren sie sich, solange es noch geht. Wenn die Dinger stehen, ist es meistens schon zu spät“, appellierte Dr. Ullrich an die Zuhörer.
in erklärter Gegner von Windkraftanlagen ist Christof Gerhard. Der erste Vorsitzende der Bürgerinitiative Rehringhauser Berge kämpft schon seit einigen Jahren gegen Windräder, die nach seiner Meinung wirtschaftlich unsinnig, gesundheitsgefährdend und unsozial sind. „Es geht ausschließlich um ganz viel Geld. Hier werden unglaubliche Werte vernichtet“, wetterte Gerhard am Mittwochabend gegen die ungeliebte alternative Energie aus Windkraft.
„Mit den Windrädern kann man nicht die Welt retten, was CO2 betrifft.“ Für den Mann aus Rehringhausen macht der Bau neuer Anlagen überhaupt keinen Sinn. Zumal auch die Speichermöglichkeiten fehlten. Die privilegierte Einspeisung von Strom aus Windenergie und Photovoltaik gefährde die Netzstabilität und könne zu Strom-Blackouts führen.
Besonders angetan hat Christof Gerhard, der auch an der Spitze des 52 Bürgerinitiativen umfassenden Bündnisses Gegenwind Südwestfalen steht, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Das regelt die bevorzugte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen und garantiert feste Einspeisevergütungen. Für Gerhard ist das Gesetz angesichts steigender Strompreise ein „volkswirtschaftliches Desaster“ und müsse deshalb ersatzlos gestrichen werden.
50 000 Euro Pacht im Jahr
Der Rehringhauser hat in seinem kleinen Ort selbst erlebt, wie das Thema Windkraft die Dorfgemeinschaft spalten kann. „Bei 50 000 Euro Pacht im Jahr kann jeder verstehen, dass darüber nachgedacht wird“, zeigte Christof Gerhard ein gewisses Verständnis, dass Grundstückseigentümer ins Grübeln kommen. Auf der anderen Seite verwies er auf die Risiken beim Rückbau dieser „Industrieanlagen im Wald“ in 20 Jahren. „Das ist ein ganz heißes Thema“, warnte Gerhard auch vor möglichen Veränderungen des Trinkwasserspiegels und der Trinkwasserqualität. Vor allem ein Werteverlust ihrer Immobilien dürfte viele Frettertaler beschäftigen. So geht Christof Gerhard schon bei einem Abstand von 1000 Meter zu einem Windrad von einem Verlust von bis zu 30 Prozent aus. „Und das alles für etwas, was keinen Sinn macht“, schüttelte der Windkraftgegner den Kopf.
Moderiert wurde der Abend in Serkenrode von Johannes Richter. Der schloss die Info-Veranstaltung in der Schützenhalle mit einem eindringlichen Appell: „Uns allen von der IG Gegenwind Frettertal liegt eines ganz besonders am Herzen: Bei allen kontroversen Ansichten und gegensätzlichen Interessen ist es uns wichtig, dass wir uns im gegenseitigen Respekt begegnen und somit eines bewahren: eine intakte Dorfgemeinschaft, die dauerhaft keinen Schaden nimmt.“
Link zum Originalartikel in der WP
Experten klären über Hintergründe auf
Bürgerinitiative „Gegenwind Frettertal“ informiert über Windenergie
Ina Hoffmann, Lokalplus, 01.03.2018
Serkenrode. Die Interessengemeinschaft „Gegenwind Frettertal“ hatte am Mittwoch, 28. Februar, zu einer Infoveranstaltung rund um das Thema „Windkraft: Wunsch und Wirklichkeit“ eingeladen. Experten informierten etwa 450 besorgte Bewohner des Frettertals über wichtige Fakten rund um Windkraft.
Als im vergangenen Sommer bekannt wurde, dass 14 Windkraftanlagen in nur zwei Kilometer Luftlinie des Serkenroder Ortskerns errichtet werden sollen, waren insbesondere junge Familien besorgt. Erst kurz zuvor waren in Serkenrode zwei Straßenzüge geschaffen worden, wo zahlreiche Häuser von junge Familien gebaut wurden.Für zwei Berge in zwei Kilometern Luftlinie von Serkenrode sind Windräder mit einer Gesamthöhe von rund 230 Metern geplant worden. Damit wären sie die höchsten Bauwerke der Gemeinde Finnentrop. Zum Vergleich: der Kölner Dom misst gerade einmal 150 Meter Höhe. Dagegen wirken die bisher erbauten drei Windräder mit einer Höhe von 69 Metern noch klein.
Lebensraum lebenswert erhalten
Inzwischen besteht „Gegenwind Frettertal“ aus 84 Familien aus Serkenrode, Weuspert, Fretter, Schöndelt und Schliprüthen. „Wir sehen es als unsere Aufgabe unseren Lebensraum lebenwert zu erhalten“, so Johannes Richter von der Bürgerinitiative, der als Moderator durch den Abend führte. Doch nicht alle sind gegen den Bau der Windräder – die Frage nach der Erbauung spaltet das Frettertal. Deshalb sah es die Bürgerinitiative an der Zeit sachlich über das Thema zu informieren.
„Niemand von uns möchte sich dem Einsatz von erneuerbaren Energien entgegensetzen. Wir wollen ja den Lebensraum für uns, unsere Kinder und folgende Generationen schützen und besser machen und nicht zerstören. Atomkraft, Steinkohlekraftwerke und Feinstaubbelastung sind Dinge, die wir nicht möchten. Aber die Windkraft ist nicht das Gelbe vom Ei – wie es aber mit Nachdruck versucht wird, in die Köpfe der Bürger zu setzen. Wir akzeptieren, dass verschiedene Personen wirtschaftliche Interessen verfolgen und so natürlich pro Windkraft sind. Aber es gibt auch die, die erkannt haben, dass Windkraft jeglicher Logik entbehrt. Und die in erster Linie unser Lebensumfeld lebenswert erhalten wollen und denen unsere Heimat sowie der Personen- und Naturschutz am Herzen liegt. Dafür möchten wir uns einsetzen“, erklärt Johannes Richter.
Wirtschaftlichkeit und Wertverlust
Christof Gerhard informierte über „Windkraft, Wirtschaftlichkeit und Wertverluste“. So wusste er zu berichten, dass die Windenergie bereits seit 18 Jahren vom Staat subventioniert wird, obwohl mit dem Wind wie auch mit der Sonne lediglich sogenannter Zufallsstrom gewonnen wird. „Denn auch wenn man uns das immer weiß machen möchte, weht eben nicht immer irgendwo Wind“, so Gerhard.
Obwohl der Neubau von Windkraftanlagen seit Jahren stetig zunehme, steige die damit gewonnene Energie nicht an – und das aus einem einfachen Grund: Es sei nach wie vor nicht möglich, den Strom aus Windkraftanlagen zu speichern. So entstehen an windigen Tagen Überproduktionen, die zeitweise sogar das Stromnetz lahmlegen können, und die dann, weil sie nicht gespeichert werden können, zu Negativpreisen ins Ausland verkauft werden müssten.
Das muss man sich mal vorstellen: Wir zahlen Geld dafür, dass jemand unseren sauberen Strom kauft und müssen im Gegenzug trotzdem Strom aus dem Ausland kaufen, der mit Atomkraftwerken produziert wird, weil die Energie aus Windkraftanlagen nicht beständig genug fließt, um damit unseren Strombedarf zu decken“, gab Gerhard zu bedenken. Mit dem Strom der in einem Jahr auf diese Weise verkauft werden müsse, könnten 1,5 Millionen Haushalte versorgt werden, wenn es möglich wäre den Strom zu speichern. „Solange das nicht möglich ist, ist es absolut unsinnig noch mehr Anlagen zu bauen“, so Gerhards Fazit.
Eine Tatsache, die vielen Bewohnern des Frettertals aufstoßen dürfte, ist der Wertverlust der Wohnhäuser. Denn wie Christof Gerhard informierte, würden durch den Bau der Windkraftanlagen in einem Kilometer Entfernung die Preise der Immobilien um 30 Prozent sinken.
Nachteile für Verpächter
Auch diejenigen, die überlegen ihr Land an die Betreiber der Windkraftanlagen zu verpachten, sollten laut Gerhard nicht nur an den Profit denken, der pro Jahr immerhin bis zu 50.000 Euro bedeuten könnte. „Letzlich werden die Verpächter häufig zur Verantwortung gezogen, sollte es zu Veränderungen des Trinkwasserspiegels, Bodenkontamination oder anderen Komplikationen kommen. Und der Rückbau der Anlagen bleibt auch oft an den Verpächtern hängen – und der frisst fast 50 Prozent dessen, was als Pacht in 20 Jahren rein kommt“, so Gerhard.
Gesundheitsschäden durch Infraschall
Dr. Joachim Ullrich referierte über die möglichen Gesundheitsgefährdungen, insbesondere Infraschall. Der Infraschall ist für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar, da er unterhalb der Hörgrenze bei etwa 16 Hertz liegt. Deshalb ist er nur durch Druckwellen körperlich spürbar. Die gesundheitlichen Folgen seien laut Dr. Ullrich vielfältig: Störung des Gleichgewichtssinns, Angstzustände, Depressionen, verminderte Leistungsfähigkeit, schnelle Ermüdung, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Herzerkrankungen oder Herabsetzen der Atemfrequenz. „Leider werden die gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Infraschall in Deutschland immer noch nicht ernst genommen“, so Dr. Ullrich.
In naher Zukunft werden die geplanten 14 Windräder im Frettertal zwar nicht gebaut, doch nur weil die Gemeinde Finnentrop in der Ratssitzung am Dienstag, 20. Februar, die Planungen für Windkraftanlagen ausgesetzt hat, sind die Pläne noch lange nicht vom Tisch (LokalPlus berichtete): Auf Mehrheitsbeschluss hin wurden die Planungen für maximal zwölf Monate ausgesetzt, bis politische Entscheidungen zu diesem Thema auf Landes und Bundesebene gefällt wurden.
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Finnentroper Wende in Sachen Windenergie
Gunnar Steinbach 21.02.2018 – 01:11 Uhr
Finnentrop. Der Rat der Gemeinde Finnentrop hat gestern Abend eine Kehrtwende in der Windkraftpolitik beschlossen. Auf Antrag der CDU beschloss eine GroKo aus Union, SPD und UWG alle Planungen in Sachen Windkraft für längstens zwölf Monate einzustellen und die Entwicklung der Landes- und Bundespolitik abzuwarten.
Der Rat der Gemeinde Finnentrop hat gestern Abend eine Kehrtwende in der Windkraftpolitik beschlossen. Auf Antrag der CDU beschloss eine GroKo aus Union, SPD und UWG alle Planungen in Sachen Windkraft für längstens zwölf Monate einzustellen und die Entwicklung der Landes- und Bundespolitik abzuwarten.
CDU-Fraktionsvorsitzender Ralf Helmig hatte argumentiert, dass im Rahmen der anstehenden Entscheidungen möglicherweise die Privilegierung von Windkraftanlagen abgeschafft werden könnte. Dann wären die Grundlagen für eine Bauleitplanung, wie sie Finnentrop betreibe, grundsätzlich anders. Sollte sich vor Ablauf der zwölf Monate herausstellen, dass sich nichts Wesentliches ändere, würden die Planungen wieder aufgenommen.
Gegenstimmen kamen aus der auf diesem Planeten eigentlich nicht für möglich gehaltenen gemeinsamen Opposition aus Bürgermeister Heß und der FÜR-Fraktion. Die Ablehnung speiste sich aber auch gegensätzlichen Motiven. Der FÜR-Fraktion ging der CDU-Antrag nicht weit genug, sie wollte die zwölf Monate festgeschrieben haben, Bürgermeister Dietmar Heß wollte den Antrag nicht mitverantworten. Er hatte daran erinnert, dass Ziel der Bauleitplanung sei, die Errichtung von Windkraftanlagen zu steuern und Wildwuchs zu verhindern: „Wer aus der Planung aussteigt, steigt aus der Steuerung aus.“ Außerdem erinnerte er an vertragliche Verpflichtungen, die die Gemeinde mit Investoren eingegangen sei: „Da sind zwölf Monate nicht zu rechtfertigen.“ Seine Befürchtung: Der Ratsbeschluss könnte der Gemeinde als Verhinderungsplanung ausgelegt werden und sie vor Gericht angreifbar machen.
Grund für Abstimmung war der Antrag von acht Bürgern aus dem Frettertal, die Bauleitplanung auszusetzen.
Zurückgestellt wurde von einer Ratsmehrheit auch ein Antrag der Mark-E, die gefordert hatte, das Suchgebiet nördlich von Ostentrop wieder auf den ursprünglichen Zuschnitt auszudehnen, weil Windräder nicht mehr 600 Meter Abstand zum Wanderweg Sauerland Höhenflug einhalten müssten. Große Teile der CDU und SPD wollten den Antrag zurückstellen, die FÜR-Fraktionen und Mitglieder anderer Fraktionen wollten ihn ablehnen. In zwei Abstimmungen, einmal namentlich, entschied sich der Rat für zurückstellen.
Dass die Nerven teilweise blank liegen, belegte eine kurze Unterbrechung, die Ralf Helmig einlegen musste, weil Bürgermeister Heß mit einem Serkenroder aneinander geriet, als Heß ihm das Filmen während der Ratssitzung verbat und darauf bestand, die Filmaufnahmen sofort zu löschen.
Rat stimmt mehrheitlich für CDU-Antrag
Windkraftplanungen liegen in Finnentrop erst einmal auf Eis
Von Barbara Sander-Graetz Redaktion, Lokalplus
Finnentrop. Die Windkraftplanungen in der Gemeinde Finnentrop liegen erst einmal auf Eis – und zwar für maximal zwölf Monate: Das hat die Mehrheit der Ratsmitglieder am Dienstagabend, 20. Februar, beschlossen und folgte damit einem Antrag der CDU-Fraktion. Die Gegenstimmen kamen von Bürgermeister Dietmar Heß und – ausgerechnet – seinen größten politischen Widersachern, den Mitgliedern der Fraktion der Freien Wähler – jedoch aus unterschiedlichen Motiven.
Die Bauleitplanung und die Aufstellung von Bebauungsplänen zur Ausweitung von Vorranggebieten für Windenergieanlagen in der Gemeinde Finnentrop sollen für maximal zwölf Monate ruhen. Diesen Antrag hatte die CDU-Fraktion kurzfristig und überraschend eingebracht und damit für einen echten Paukenschlag gesorgt. Begründung: Da nicht sicher sei, wohin der Weg in Sachen Windenergie geht, wolle man das Verfahren erst einmal ruhen lassen, so der Vorschlag. Und mögliche Neuregelungen abwarten, bevor man Entscheidungen treffe.Doch aufgeschoben sei nicht aufgehoben. „Die neue Landesregierung beabsichtigt, einen neuen Windenergieerlass zu verabschieden. Dieser könnte die Privilegierung von Windenergieanlagen aufheben und die Abstandsmaße zu Wohngebieten neu regeln. Dieses könnte Auswirkungen auf die Bundesgesetzgebung haben“, argumentierte Helmig.
SPD stimmt zu, Freie Wähler fordern „feste“ zwölf Monate
Man wolle sich daher zeitnah mit den CDU-Fraktionen in Land und Bund in Verbindung setzen, um sich über die weiteren Planungen in diesem Bereich zu informieren. „Sollten sich neue Erkenntnisse ergeben, werden wir auch vor Ablauf der zwölf Monate wieder in Beratungen eintreten“, so Helmig weiter. Und andernfalls: „Sollte innerhalb der zwölf Monate nichts geschehen, wollen wir die Verhandlungen an dem jetzigen Punkt wieder aufnehmen.“Zustimmung erhielt der CDU-Antrag von der SPD-Fraktion, während die Ratsmitglieder der Freien Wähler in Person des Fraktionsvorsitzenden Christian Vollmert eine Sitzungsunterbrechung beantragten, um sich intern beraten zu können. Dem wurde stattgegeben. Nach der Unterbrechung erklärte Vollmert, die FÜR-Fraktion könne sich dem Antrag grundsätzlich anschließen. „Wir freuen uns, dass die CDU endlich zur Vernunft gekommen ist“, sagte Vollmert ironisch. Allerdings forderte seine Fraktion eine definitive Festschreibung zur Aussetzung von Windkraftplanungen auf zwölf Monate. „Sonst wird hinterher nach vier Wochen weiter diskutiert“, so Vollmerts Befürchtung.
Tiggemann: „Zeit gewinnen in politisch ungewissen Zeiten“
Das konnte und wollte Helmig nicht ausschließen. „Allerdings nur, wenn es eine deutliche Änderung im Baugesetzbuch gibt. Dann macht es keinen Sinn, weiter zu warten“, erklärte der CDU-Chef im Rat. Sein Fraktionskollege Edgar Tiggemann machte deutlich, dass eine zeitliche Begrenzung der Aussetzung auch bei einer eventuellen Klage besser darzustellen sei. „So gewinnen wir erst einmal Zeit in politisch ungewissen Zeiten“, spielte er auf die noch ausstehende Entscheidung der schwarz-gelben Landesregierung in Sachen Windkraft und Abstandsregelungen an.Bürgermeister Dietmar Heß war zuvor nochmals auf die Geschichte der Windkraft in der Gemeinde eingegangen. Er hob die frühzeitige Bürgerbeteiligung hervor und machte klar, dass zum jetzigen Zeitpunkt nichts über endgültige Standorte entschieden sei. „Der Rat hat sich für Suchgebiete in der Gemeinde entschieden. Mir als Bürgermeister steht es nicht zu, das in Frage zu stellen“, sagte Heß. Er verwies erneut darauf, dass das Verfahren zur Aufstellung von Windkraftanlagen nach derzeitigem Stand nur dann von der Gemeinde gesteuert werden könne, wenn diese selbst Vorrangzonen ausweise: „Wir planen nicht, um jemanden zu ärgern, sondern im Sinne der Bürger und um die Windkraft hier zu begrenzen. Wir wollen Wildwuchs vermeiden.“
Heß warnt vor „gefährlichem Pflaster“
Er selbst sei daher dagegen, das Verfahren jetzt ruhen zu lassen, denn: „Wir begeben uns damit auf gefährliches Pflaster und geben so eventuell die Planungen aus der Hand.“ Laut Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD auf Bundesebene seien nämlich zusätzliche Windenergie-Erzeugungskapazitäten in den Jahren 2019 und 2020 vorgesehen, die über die bisherigen 2800 Megawatt pro Jahr hinaus gehen sollen. Für Heß ein eindeutiges Indiz dafür, dass damit Ausbauobergrenzen für Windanlagen gemeint sein dürften.
Daher stimmte der Bürgermeister Heß gegen den CDU-Antrag. Auch die Ratsmitglieder der Freien Wähler sprachen sich bei der Abstimmung gegen den christdemokratischen Antrag aus – allerdings eben aus dem Grund, dass sie unbedingt die Festschreibung der Aussetzung von Windkraftplanungen zeitlich nicht befristen wollten. Es blieb bei den letztendlich fünf Gegenstimmen, der CDU-Antrag war damit mehrheitlich angenommen. Damit kam ein Bürgerantrag, die Ausweisung von Vorrangzonen einstweilig einzustellen, erst gar nicht mehr auf die Tagesordnung.
Mark-E-Antrag ruht nun ebenfalls
Auch der Antrag des Energieversorgers Mark-E, der die Anpassung des Windkraft-Suchraumes 5 (Ostentrop) forderte, war schnell vom Tisch. In einer von der Fraktion der Freien Wähler beantragten namentlichen Abstimmung votierten 21 Ratsmitglieder dafür, diesen Antrag ebenfalls ruhen zu lassen. Die Freien Wähler hingegen wollten, dass der Antrag abgelehnt wird, fanden aber dafür keine Mehrheit.
Interessengemeinschaft wehrt sich gegen „Verspargelung der Höhenzüge“
„Gegenwind“ aus dem Frettertal in Richtung RathausHartmut Poggel, 10.02.2018
Serkenrode/Frettertal. Aus dem Frettertal weht Bürgermeister Dietmar Heß ein heftiger Sturm entgegen. Unter dem Namen „Gegenwind Frettertal“ haben sich rund 70 Familien aus Serkenrode, Fretter, Weuspert und Schöndelt zu einer Interessengemeinschaft (IG) zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Umdenken in der Energiewende und verhindern der „Verspargelung“ der Höhenzüge des oberen Frettertales.
Es sind aber nicht nur ästhetische Gründe, sondern vor allem die Sorge vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen, dem Verlust von Lebensqualität, von Zukunftsfähigkeit der Orte und massiven Wertverlusten der Immobilien. Und last but not least die Angst vor Rissen quer durch die Bevölkerung und sogar Familien.
„Konzept beginnt zu bröckeln“
„Die Energiewende kam plötzlich und unüberlegt. Gut Ding will Weile haben. Das Konzept der Bundesregierung beginnt mittlerweile zu bröckeln. Das System vom Strom, der nicht gespeichert werden kann, benötigt dringenden Handlungsbedarf. Die Gemeinde Finnentrop hat Höhen des Frettertals zu Suchräumen erklärt, die idyllische Landschaft gerät in den Spielball der Gewinnsucht“, heißt es in einem Schreiben der Initiative, das dem SauerlandKurier vorliegt. „Warum prescht der Bürgermeister in Sachen Energiewende so weit vor?“, fragt die IG. „Damit stellt er sich klar im Widerspruch gegen die aktuelle Auffassung seiner Parteikollegen. Seine eigenen CDU-Parteifreunde in EU, Land und Kreis mahnen zur Tempodrosselung, setzen auf Dialog mit den Bürgern, nur in der Gemeinde Finnentrop steht offenbar der Lockruf des Geldes über Glaube, Sitte, Heimat sowie Gesundheit, Natur und Wertverlust von Immobilien.“
Interessant zu beobachten sei, dass „sich gerade die CDU nun an die (Wieder)Aufbereitung des Themas“ mache. Aktuell berate die NRW-Landesregierung über die „Aufhebung der Privilegierung von Windenergie im Wald sowie die Streichung von Verpflichtung zur Ausweisung von Vorranggebieten von Windenergie in den Regionalplänen“. Dies erklärte auch MdL Jochen Ritter beim Neujahrstreffen der CDU in Rahrbach. Auch Europaparlamentarier Dr. Peter Liese hat klar Stellung bezogen: Er lobte ausdrücklich die Arbeit der „Arbeitsgruppe Energie“ während der „GroKo“-Verhandlungen: „…Weil die Große Koalition die Energieefizienz steigern und den Energieverbrauch senken will … ist ein weiterer drastische Zubau von Windrädern nicht erforderlich. Mit mehr Energieeffizienz können wir vermeiden, dass das Sauerland zum ,Land der 1000 Windräder‘ wird…“. „Hier geht es nicht ums St.-Floriansprinzip, das System Windkraft muss neu überdacht werden“, sagt Johannes Richter, einer der Sprecher der IG aus dem Frettertal.
Informationspolitik steht am Pranger
Ebenso in der Kritik steht die Art der Bürgerinformation: „Das Auftreten des Bürgermeisters kommt uns dabei merkwürdig, ja suspekt vor. Dietmar Heß spricht von der ,Verpflichtung gegenüber Investoren‘, das Wohl der Bürger hat er dabei anscheinend aus den Augen verloren. Während der größte Teil der Republik auf eine sichere Gesetzeslage wartet, begrüßte er Mitglieder und Gäste einer CDU-Veranstaltung in Fretter im November mit den Worten ,Es stellt sich nicht die Frage ob, sondern wann die Windräder kommen‘. Bei Bürgerversammlungen, in denen alle anstehenden Probleme erörtert wurden, Breitband, Inegration usw., kamen die Windräder für das Frettertal nur ganz am Rande vor. Wir haben das als Informationen für uns Bürger angesehen, um uns mit diesem komplexen Thema vertraut zu machen. Daher hat damals auch niemand Fragen oder gar Einwände formuliert. Wir wussten schlicht und ergreifend zu wenig darüber. Umso größer war für uns der Schock, als man uns mit detaillierten Plänen vor vollendete Tatsachen gestellt hat.“
Diesen „voreiligen Windwahn im Frettertal“ verurteilen die Familien aufs Schärfste. „240-Meter-Monster zerstören die Landschaft im Frettertal und bevorzugen einseitig finanzielle Interessen auf Kosten der Allgemeinheit. Wenige Meter weiter sieht das anders aus: In Eslohe wollen sich alle Fraktionen beim Thema Windkraft weiter Zeit geben, aus ihrer Sicht besteht kein Grund zum schnellen Handeln. Warum wartet man nicht auch in Finnentrop die politische Entwicklung ab? Wer und was treibt den voreiligen Windwahn hier voran? Gerade hinsichtlich neuer Erkenntnisse von Schallimmissionen und Gesundheitsschutz muss ein Umdenken erfolgen.“ Die Bürger aus dem Frettertal sehen im Handeln des Bürgermeisters einen unerklärbaren Widerspruch. „Serkenrode ist der Vorzeigeort in der Gemeinde, in dem die Bürger die Entwicklung des Dorfes in die eigenen Hände genommen haben. Die Gemeinde hat diese Entwicklung mit großer Initiative von Dietmar Heß gefördert. Dort beteiligen sich vom Kindergarten- bis zum Seniorenalter alle Gruppen aktiv am öffentlichen Leben. Es gibt 21 Gruppen, die sich einbringen. Es gibt nur wenige Dörfer im Sauerland, in denen sich so viele junge Familien – auch von außerhalb – ein Haus bauen, wie hier bei uns. Viele kommen nach Ausbildung oder Studium wieder zurück und nehmen weite Wege zur Arbeit ganz bewusst in Kauf, weil Serkenrode so aktiv und familienfreundlich ist. Das hat die Kommission von Ergebnis ,Unser Dorf hat Zukunft‘ bescheinigt, die Erfolge in diesem Wettbewerb sprechen Bände. In der Jahreshauptversammlung des Sauerländer Heimatbundes in der Serkenroder Schützenhalle wurde dieses Miteinander von Gruppen und Generationen ebenfalls hochgelobt. Und das soll nun alles den Fretterbach runtergehen?“
Vorzeigeort der Gemeinde
Die Initiative sucht den offenen Weg. Björn Kathol: „Wir verteilen an diesem Wochenende Flyer, auf denen wir auf eine Veranstaltung am Mittwoch, 28. Februar, um 19 Uhr in der Schützenhalle in Serkenrode aufmerksam machen. Das Thema lautet ,Windkraft: Wunsch & Wirklichkeit‘. Referenten sind Christof Gerhard aus Rehringhausen. Er spricht über ,Windkraft, Wirtschaftlichkeit und Wertverluste‘. Auf die gesundheitlichen Aspekte geht Dr. Joachim Ullrich unter der Überschrift ,Gesundheitsgefährdung durch Windkraftanlagen? Mit Schwerpunkt Infraschall‘ ein.“ Ullrich, von Haus aus Gynäkologe, hat sich als Mitglied einer BI gegen Windkraft im oberen Siegtal zum Experten für die Auswirkungen niederfrequenter Schallemissionen weiter gebildet. Wissenschaftliche Schützenhilfe erhält „Gegenwind im Frettertal“ vom Heidelberger Psychologie-Professor Dr. Paul Richter, einem gebürtigen Serkenroder, der sich mit den physischen und psychischen Auswirkungen von Infraschall-Emissionen befasst hat. Richter kommt zu einigen bemerkenswerten Erkenntnissen, was die Nähe von Windenergieanlagen (WEA) zur Wohnbebauung angeht.
Der Lehrstuhlinhaber schreibt unter anderem: „…Neben hörbaren Geräuschen erzeugen Windkraftanlagen auch Infraschall, das sind Schallwellen tiefer Frequenz unter 20 Hertz. …Diese Schallwellen unterhalb der Hörschwelle … werden vom Organismus wahrgenommen und bewirken bei anhaltender Einwirkung eine anhaltende Alarmreaktion und somit Stress..Gesundheitsrisiken bei permanenter Windkraft sind unter anderem Kopfschmerzen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Schlaflosigkeit innere Unruhe, Ohrendruck, Schwindel, Tinnitus, Unsicherheits- und Angstgefühle sowie Herz-Kreislauf-Probleme wie auch Erhöhung des Blutdrucks…“. Ferner könnten „psychosomatische und psychiatrische Krankheiten wie Angst oder Depressionen auftreten“. Schallwellen tiefer Frequenz, so Richter weiter, „breiten sich über große Entfernungen aus“, sodass „deutliche Infraschalleffekte bis 1500 Meter, leichtere Effekte bis 10, 15 Kilometer zu erwarten“ seien: „Die Frage, welcher Abstand zu Wohnsiedlungen erforderlich ist, um Gesundheitsschäden auszuschließen, bedarf noch weiterer Forschung. Ein wichtiger Einflussfaktor ist nicht zuletzt die Höhe der Anlage. Bei Anlagen von ca. 250m Höhe ist die Forderung nach einem Mindestabstand von 2,5km eher moderat.“ Der Universitätslehrer weist auch darauf hin, dass „die Behandlung von Erkrankungen, die durch Vibrationen wie z.B. Infraschall ausgelöst werden, bereits von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet“ werde.
Georg Schmidt von der Interessengemeinschaft abschließend: „Wir sind keine notorischen Nein-Sager oder Störenfriede, oder in welche Ecke man uns auch immer drängen möchte. Wir sind verantwortungsbewusste Bürger mit Familie, die ernst genommen werden wollen mit ihren Bedenken und ihren Sorgen um ihre Zukunft und die ihrer Dörfer. Wir bestehen aber auf Gleichbehandlung. Als im Bereich Lenhausen/Rönkhausen/Glinge/Oberbecken Windräder aufgestellt werden sollten, wurde dieses Thema im Gemeinderat behandelt und der Bau abgelehnt. Wir haben den Antrag für die Sitzung am 20. Februar gestellt, das Thema ,Windkraft im Frettertal‘ im öffentlichen Teil zu beraten, wie es im genannten Fall auch geschehen ist.“
Privilegierung im Baurecht geregelt
Bürgermeister Dietmar Heß sieht den Vorgang naturgemäß völlig anders. Mit den Aussagen der IG konfrontiert, erklärte er, dass „das Thema Windkraft in den Einwohnerversammlungen im Frettertal, besonders in Serkenrode, eine deutlich herausgehobene Bedeutung gehabt hat“, was „auch durch zahlreiche Fragen und Diskussionsbeiträge“ zum Ausdruck gekommen sei. Dietmar Heß: „Es handelt sich um eine Schutzbehauptung, dass die Ernstlichkeit der Vorhaben nicht hätte erkannt werden können. Auch wir könnten sonst vortragen, dass wir uns nicht ernst genommen fühlen.“
Und zum Stand der Verhandlungen mit Betreibern und Investoren: „…Im Übrigen gibt es auch keine vollendeten Tatsachen. Nach wie vor sind die Entwürfe für Bebauungspläne in Arbeit. Durch die Beantwortung zahlreicher mündlicher wie schriftlicher Anfragen müsste den in der IG Gegenwind zusammengeschlossenen Bürgerinnen und Bürgern nun ausreichend bekannt sein, dass zunächst beabsichtigt ist, diese Entwürfe im Rahmen der öffentlichen Auslegung in einer Einwohnerversammlung zu erörtern. Der Bebauungsplan tritt erst mit dem Satzungsbeschluss im Rat in Kraft … Auf der Grundlage der politischen Beschlüsse sind mit drei Planungsträgern städtebauliche Verträge geschlossen worden, in denen sich die Planungsträger zur Übernahme von Kosten verpflichtet haben. Die Verträge enthalten eine generelle Verpflichtung der Gemeinde zur Durchführung des Planungsverfahrens. Eine inhaltliche Festlegung gibt es ebenso wenig wie die Zusage eines positiven Abschlusses. Eine solche rechtliche Bindung wäre auch unzulässig. Allerdings leitet die Verwaltung aus dem Abschluss der Verträge – im Auftrag der politischen Gremien – angesichts der Vorleistungen der Planungsträger eine mindestens moralische Verpflichtung ab, die Verfahren nicht willkürlich abzubrechen…“.
Und weiter: „…Die IG weiß, verschweigt das aber offensichtlich auch gegenüber den Medien, dass der von der Gemeinde eingeschlagene Weg der Planung der Gemeinde, aber auch den Bürgern, überhaupt die Möglichkeit der Einflussnahme auf die Planungen zur Errichtung von WEA bietet. Ohne Planung sind die Anlagen privilegiert, das heißt, Bauanträge können überall gestellt werden, wo der Wind ausreichend weht und Eigentümer ihre Grundstücke zur Verfügung stellen.
Auch von „Vorpreschen des Bürgermeisters“ in Sachen Windkraft könne keine Rede sein: „..Der jetzige Verfahrensstand beruht auf einer Leitentscheidung des Rates der Gemeinde Finnentrop aus Dezember 2012 und Beschlüssen der politischen Gremien aus 2016 (Serkenrode und Schöndelt) und 2017 (Ostentrop). Die CDU im Kreis oder Land drosseln das Thema im Übrigen nicht, allenfalls Minister Pinkwart und seine FDP versuchen den Eindruck zu erwecken, als könne das Land die bundesrechtlich verantwortete Rechtslage ändern. Die Privilegierung der Windkraftanlagen ist aber im Baugesetzbuch und damit im Bundesrecht geregelt. Der aktuelle Koalitionsvertrag deutet mit dem beabsichtigten massivem Ausbau regenerativer Energien nicht gerade an, dass der Bund die Privilegierung aus dem BauGB streichen wird…“.
Gegenwind aus dem Frettertal
Peter Plugge, 12.01.2018 – 01:10 Uhr
Serkenrode. Glich der Widerstand gegen die geplante Ausweisung weiterer Flächen für Windkraftanlagen in der Gemeinde Finnentrop bisher eher einem lauen Lüftchen, so weht der Gemeinde, die Bebauungspläne auf den Weg gebracht und städtebauliche Verträge mit potenziellen Betreibern abgeschlossen hat, sowie möglichen Investoren jetzt ein stärkerer Wind aus dem Frettertal entgegen.
Gegenwind Frettertal heißt denn auch eine Interessengemeinschaft von bisher 53 engagierten, überwiegend Serkenroder Bürgern, die sich „große Sorgen wegen der im Frettertal geplanten Windkraftprojekte machen“, wie Georg Schmidt bei einer Zusammenkunft sagte, „und unzufrieden mit der Informationspolitik der Gemeinde Finnentrop zum Stand der Dinge sind“.
Infraschall und Wertverlust
Sie haben Angst, irgendwann „in allen Ecken des Frettertals auf über 200 Meter hohe Windräder zu blicken“, so ein Teilnehmer. „Alles, was das Frettertal ausmacht, soll zerstört werden“. Sie fürchten aber auch um ihre Gesundheit durch die Auswirkungen von Infraschall, der von diesen Anlagen ausgehe. Der aus Serkenrode stammende und dort Eigentum besitzende Psychologe Dr. Paul Richter hat umfangreiches Informationsmaterial hierzu zusammengetragen.
Aber auch massiven Wertverlust ihrer Häuser und Grundstücke durch Windkraftanlagen fürchten die Gegenwindler. Björn Kathol schimpft: „Erst vor wenigen Jahren hat uns die Gemeinde Baugrundstücke für über 80 Euro pro Quadratmeter verkauft“. Angesichts angekündigter verändernder politischer Vorgaben für den Ausbau der Windenergie durch die schwarz-gelbe Landesregierung in Düsseldorf, eines neuen Entwurfs zum Windenergieerlass und eines neuen Ausschreibungsmodells beim Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fordern die Gegenwind-Aktivisten die Gemeinde auf, die weiteren Planungen in Sachen Windenergie auf Eis zu legen und, wie zum Beispiel die Nachbargemeinde Eslohe, erst einmal abzuwarten, bevor man endgültig Pflöcke einschlägt.
Frage nach Beweggründen
Dazu sei der Bürgermeister allerdings nicht bereit, berichtet Georg Schmidt, und „die große Frage, die uns umtreibt, ist die: Welche Beweggründe haben die Gemeinde Finnentrop und Bürgermeister Dietmar Heß, das durchzuziehen statt uns zu schützen?“ Dietmar Heß, der gesagt hatte, er sei den Bürgern, aber auch den Vertragspartnern zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit verpflichtet, schreibt Georg Schmidt ins Stammbuch: „Herr Heß ist Bürgermeister und nicht Industriemeister“.
Moralisch verpflichtet
Der so gescholtene Bürgermeister fühlt sich, mit diesen Vorwürfen konfrontiert, „getroffen“ und betont, dass die Gemeinde immer und bereits frühzeitig über den Stand der Verfahren informierte habe. Er sei „selbstverständlich den Finnentroper Bürgern verpflichtet“, führt er weiter aus, fühle sich aber auch, „wenn nicht rechtlich, dann moralisch zu einem fairen Umgang mit den Vertragspartnern verpflichtet.“ Die seien immerhin mit erheblichen Aufwendungen, „das sind keine Peanuts“, in Vorleistung getreten. „Da können wir Planungen nicht so einfach nach Lust und Laune aufgeben“.
Der Link zum Original-Artikel: https://www.wr.de/staedte/kreis-olpe/gegenwind-aus-dem-frettertal-id213087179.html
Eine Geburtstagskerze, die keiner will
Martin Droste, 14.12.2017 – 01:09 Uhr
Finnentrop. Im oberen Frettertal brodelt es in Sachen Windenergie. Vor allem in und um Serkenrode befürchten viele Bürger, in einigen Jahren von bis zu 240 Meter hohen Windrädern umzingelt zu werden. „Das sieht dann aus wie eine riesige Geburtstagskerze“, sprach Georg Schmidt, ein Bürger, am Dienstagabend vielen Betroffenen aus der Seele und meinte das gar nicht witzig. „Wir haben hier alle Angst“, berichtete eine Anwohnerin und erhielt dafür in der Einwohnerstunde am Ende der Ratssitzung von ihren Nachbarn viel Applaus.
Drei Sondergebiete
Der Tagesordnungspunkt 10 „Ausweisung von Vorrangflächen für Windenergie“ hatte an diesem Abend zahlreiche Bewohner des oberen Frettertals ins Finnentroper Rathaus geführt. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft – nordöstlich von Schöndelt, nordwestlich von Serkenrode und nördlich von Ostentrop – hat die Gemeinde Finnentrop bereits Verfahren zur Ausweisung von Sondergebieten eingeleitet, in denen Windräder gebaut werden könnten.
„Die Konzentration von Windrädern im Frettertal macht uns Angst“, brachte Georg Schmidt die Stimmung vieler Bürger nach der Ratssitzung auf den Punkt. „Wenn sie einmal stehen, haben wir keine Chance mehr.“
Neben gesundheitlichen Gefahren befürchten Schmidt und die anderen Kritiker einen erheblichen Eingriff in das Landschaftsbild und negative Auswirkungen auf die Immobilienpreise. Von der Gemeindeverwaltung fühlen sich Georg Schmidt und Co. zudem unzureichend informiert.
Die Befürchtungen der Frettertaler kann CDU-Ratsherr Werner Hüttemann gut verstehen: „Ich werde alles versuchen, das nicht alles im oberen Frettertal landet.“ Und deshalb will der in Serkenrode wohnende Hüttemann auch das Oberbecken bei Rönkhausen als mögliche Vorrangfläche für Windenergie im Spiel belassen.
„Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass dieses Gebiet unantastbar ist“, begründete der CDU-Politiker seine Enthaltung, eine von insgesamt sieben.
Der Großteil der Ratsmitglieder folgte aber dem von Ralf Beckmann (CDU) vorgetragenen Beschlussvorschlag, gegen die Ausweisung einer Vorrangfläche für den „Suchbereich 1“ (Oberbecken Rönkhausen) zu stimmen, „um kein viertes Fass aufzumachen“.
Landschaft und Wind
„Wer erzählt, wir könnten Windkraft verhindern, der treibt die Bürger hinters Licht“, redete Bürgermeister Dietmar Heß (CDU) Klartext. Heß warnte davor, seitens der Gemeinde Planungsinstrumente aus der Hand zu geben. „Dann haben wir keinen Einfluss mehr und es besteht das Risiko, dass genau das entsteht, was wir verhindern wollen“, appellierte der Bürgermeister an die betroffenen Bewohner. An der Privilegierung der Windkraft sei nun mal nicht zu rütteln.
Zusammen mit den betroffenen Bürgern will Heß versuchen, „die Dinge so zu kanalisieren, dass wir sie einigermaßen steuern können“. Wenn man gar nichts mache, bestehe die Gefahr, in einigen Jahren „von Anlagen umzingelt“ zu sein. „Der liebe Gott“, so Dietmar Heß, „hat uns die schöne Landschaft gegeben, aber auch den Wind.“
Link zum Original-Artikel https://www.wr.de/staedte/kreis-olpe/eine-geburtstagskerze-die-keiner-will-id212848237.html
https://www.lokalplus.nrw/nachrichten/politik-finnentrop/windkraft-planungen-am-oberbecken-in-roenkhausen-liegen-auf-eis-20273
Lokalplus NRW vom 13.12.2017
https://www.lokalplus.nrw/nachrichten/politik-finnentrop/fairness-und-verantwortung-gegenueber-anwohnern-und-umwelt-20181
Lokalplus NRW vom 11.12.2017
https://www.lokalplus.nrw/nachrichten/politik-finnentrop/gemeinde-finnentrop-beantwortet-fragen-zur-windkraft-planung-am-oberbecken-20096
LokalplusNRW vom 07.12.2017
Investor plant Windräder-Errichtung am Oberbecken
Freie Wähler: Öffentliche Anfrage zu Windkraftplanungen der Gemeinde Finnentrop
LokalplusNRW vom 06.12.2017
Finnentrop. Die Windwärts Energie GmbH plant, im „Suchbereich 1“ am Oberbecken in Rönkhausen, fünf Windräder mit einer Gesamthöhe von 240 Metern zu errichten. Der Umweltausschuss und der Rat der Gemeinde Finnentrop befassen sich in ihren Dezember-Sitzungen mit der Angelegenheit (LokalPlus berichtete). Im Vorfeld hat die Fraktion der Freien Wähler für Finnentrop eine öffentliche Anfrage hat Bürgermeister Dietmar Heß geschickt.
Die Anfrage im Wortlaut: „Sehr geehrter Herr Heß, im Rahmen der Sitzungen des Umwelt-, Bau- und Planungsausschusses am 07.12.2017 und des Rates der Gemeinde Finnentrop am 12.12.2017 stehen Entscheidungen zum Thema Windenergie in der Gemeinde Finnentrop an.Mit der Sitzungsvorlage 116/2017 legt die Verwaltung einen Antrag des Vorhabenträgers „Windwärts Energie GmbH“ mit dem Ziel einer Einleitung der Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans (92.Änderung) sowie des Bebauungsplans (Nr. 120, Windenergie Oberbecken) vor. Gemäß Sitzungsvorlage ist über den Abschluss eines städtebaulichen Vertrages mit dem Vorhabenträger zu entscheiden.
Neunteiliger Fragenkatalog
Nach §12 Abs.1 BauGB kann die Gemeinde „durch einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan die Zulässigkeit von Vorhaben bestimmen, wenn der Vorhabenträger auf der Grundlage eines mit der Gemeinde abgestimmten Plans zur Durchführung der Vorhaben und der Erschließungsmaßnahmen (Vorhaben-und Erschließungsplan) bereit und in der Lage ist und sich zur Durchführung innerhalb einer bestimmten Frist und zur Tragung der Planungs-und Erschließungskosten ganz oder teilweise vor dem Beschluss nach §10 Abs. 1 verpflichtet (Durchführungsvertrag). Die Begründung des Planentwurfs hat die nach §2a erforderlichen Angaben zu enthalten.“Deswegen bitten wir die Verwaltung, uns dazu kurzfristig ihre Einschätzung mitzuteilen. Ein Blick auf die öffentlichen Informationen des Bundesministeriums für Justiz (www.bundesanzeiger.de), insbesondere auf die wirtschaftlichen Eckdaten des Vorhabenträgers, wird dabei hilfreich sein.
Wie gedenkt die Verwaltung mit der Tragung der Planungs- und Erschließungskosten zu verfahren? Wird sie den Planungsträger auf Übernahme dieser Kosten in Gänze verpflichten?
Wird der Planungsträger verpflichtet, auch die bereits eventuell entstandenen Kosten der Gemeinde zu übernehmen (ggf. erstellte Umweltberichte, artenschutzrechtliche Prüfungen, etc.)?
Erwartet die Verwaltung im Kontext ihrer Sitzungsvorlage Kosten für die Gemeinde und damit Belastungen für künftige Haushalte?
Verpflichtet die Verwaltung den Planungsträger zur Kostenübernahme von erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen?
Verpflichtet die Verwaltung den Planungsträger zur Abschaltung zu bestimmten Monatszeiten, um die Tötungsrisiken für bestimmte geschützte Arten zu minimieren?
Verplichtet die Gemeinde den Planungsträger zur Abschaltung der Anlagen am Oberbecken bei Eiswurfgefahr?
Verpflichtet die Verwaltung den Planungsträger, seinen Gesellschaftssitz dauerhaft nach Finnentrop zu verlegen?
Was bedeutet die Aussage des Vorhabenträgers „“einer Investition durch die Gemeinde Finnentrop steht Windwärts offen gegenüber“? Beabsichtigt die Gemeinde Finnentrop eine Investition von Steuergeldern in ein solches Projekt?Sie werden sicherlich Verständnis dafür haben, dass wir diese Anfrage bewusst öffentlich stellen, da die Thematik „Windkraft“ bekanntermaßen von hohem öffentlichen Interesse ist.“
Umweltausschuss und Rat der Gemeinde Finnentrop befassen sich mit Antrag
Investor plant die Errichtung von fünf Windrädern am Oberbecken
LokalplusNRW vom 06.12.2017
Finnentrop. Der Umwelt-, Bau- und Planungsausschuss der Gemeinde Finnentrop befasst sich in der Sitzung am kommenden Donnerstag, 7. Dezember, mit der Ausweisung von Vorrangflächen für Windenergie. Im Mittelpunkt steht dabei der sogenannte „Suchbereich 1“ (Oberbecken Rönkhausen), in dem die Windwärts Energie GmbH fünf Windenergieanlagen mit 240 Metern Gesamthöhe aufstellen lassen möchte.
Die Windräder sollen westlich, südwestlich und südlich des Oberbeckens entstehen. Das Hannoveraner Unternehmen hat bei der Gemeindeverwaltung einen Antrag auf die Einleitung eines Bauleitplanverfahrens zur Ausweisung einer Vorrangfläche für den entsprechenden Bereich gestellt. Entgegen der ursprünglichen Planung geht es dabei um die Errichtung von fünf statt acht Windenergieanlagen. Darauf habe sich das Unternehmen mit der Gemeinde geeinigt, teilen beide Seiten mit.Durch den Verzicht auf drei angedachte Windräder möchte der Investor „einen Beitrag für eine höhere Akzeptanz des Vorhabens leisten“. Damit seien „insbesondere Standorte in den Randlagen Richtung Rönkhauen und Lenhausen (…) ersatzlos gestrichen“, heißt es im „Steckbrief Windenergieprojekt am Oberbecken“, den die Windwärts Energie GmbH der Gemeinde vorgelegt hat.
Artenschutzrechtliche Auflagen erfüllt
Darin wird der Planungsstand zum 23. November vorgestellt. Die wichtigsten Daten: Laut Steckbrief werden die Grenz- und Richtwerte für Schalllärm und den Schattenwurf von Rotorblättern eingehalten. Die Windräder sollen in einem Abstand zwischen 1000 und 1500 Metern zu allen Ortslagen errichtet werden. Mehrere unabhängige Gutachten in Sachen Natur- und Artenschutz belegten darüber hinaus, dass durch die Standortwahl der Windräder keine übermäßige Gefährdung von „potentiell kollisionsgefährdeten oder bedrohten Tierarten“ ausgeht.In dem Steckbrief räumt das Unternehmen zwar ein, dass sich das Landschaftsbild im Bereich des Oberbeckens und des Wanderweges „Sauerland-Höhenflug“ „aufgrund der Anlagenhöhe von rund 240 m“ verändern werde. Aber: „Die optische Veränderung wird in Abhängigkeit von der Entfernung, dem Relief und dem Bewuchs sehr unterschiedlich ausfallen.“ Auch direkte Auswirkungen auf den Wanderweg werden in dem Steckbrief genannt: Rund ein Kilometer des Wanderwegs würde laut Plan zwischen den Anlagen 1, 2 und 5 entlangführen, zudem würden Betriebsgeräusche auf einer Strecke von rund 1,5 Kilometern zu hören sein.
„Windwanderweg“ als Touristen-Attraktion
Eingriffe, die aber auch als Chance begriffen werden könnten, wenn es nach der Windwärts Energie GmbH geht. Der Vorschlag: „Durch die geschickte Einbindung des Windparks in das Konzept des Sauerland-Höhenflugs als einen ,Windwanderweg´ könnte dieser um eine touristische Attraktion erweitert und aufgewertet werden. Auch bietet es sich an, das Oberbecken als zweite regenerative Energiegewinnung in das Konzept eines Windwanderwegs mit einzubinden und die Attraktivität zu steigern.“ Die Gefahr von Eiswurf soll durch eine behördlich vorgeschriebene Abschaltautomatik bei Eisbildung verhindert werden.Abschließend werden in dem Steckbrief noch einige laut „Windwärts“ relevante Punkte aufgelistet, darunter der Hinweis, dass die „verkehrsmäßige Erschließung der Standorte und ein Netzanschluss zur Einspeisung des erzeugten Stroms geprüft und möglich sind“. Das Unternehmen will er Gemeinde darüber hinaus Investitionen in das Vorhaben ermöglichen und ein „Poolflächenkonzept“ umsetzen, mit dem sich alle Grundstückseigentümer an den Pachtzahlungen beteiligen sollen.
Abstandsregelung nur noch ein „weiches Tabu“
Nachdem die Bezirksregierung Arnsberg ihre Windkraft-Planungen eingestellt hat, gelte das Einhalten eines 600-Meter-Abstands zum Premiumwanderweg „Sauerland-Höhenflug“ nicht mehr als hartes Kriterium, sondern „allenfalls als ,weiches Tabu´“ für die Planungen der Gemeinde, heißt es in der Vorlage zur Sitzung des Umweltausschusses. Zwar müsse die Kommune „möglichst konfliktarme Konzentrationszonen“ ausweisen; das würde mit Blick auf den 600-Meter-Abstand allerdings bedeuten, dass die Vorrangzone stark verkleinert und lediglich Platz für zwei Windräder bieten würde.Der Ausschuss beschließt nicht nur über den Antrag der Windwärts Energie GmbH, Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplanes sowie des Bebauungsplanes. Auch darüber, ob die Verwaltung mit der landesplanerischen Abstimmung beauftragt wird und ob ein städtebaulicher Vertrag mit dem Hannoveraner Unternehmen abgeschlossen werden soll, muss der Ausschuss entscheiden. Wenige Tage später (12. Dezember) befasst sich der Gemeinderat dann mit der Angelegenheit.
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vom 18.11.2017
Finnentrop. Für drei Suchbereiche bei Serkenrode, Ostentrop und Schöndelt haben sich Investoren gefunden, mit denen die Gemeinde Finnentrop über die Errichtung von Windkraftanlagen verhandelt. Ein weiterer Anleger hat Interesse an einer Vorrangzone, die sich im Bereich des Oberbeckens in Rönkhausen befindet. Das hat Bürgermeister Dietmar Heß jetzt auf LokalPlus-Anfrage erklärt. Bei den Freien Wählern stößt das Vorgehen des Gemeindeoberhaupts auf Unverständnis und löst massive Kritik aus. Die Stellungnahme der Freien Wähler im Wortlaut:
„Nun ist die „Katze aus dem Sack“. Die Windkraft kommt nach Finnentrop. Mit großem Sturm in allen Suchgebieten und mit Rückenwind aus der Verwaltung. „Heß betont, dass die Gemeinde beim Thema Windkraft nicht nur den Einwohnern, sondern auch den Investoren gegenüber verpflichtet sei.“ (Zitat aus dem LokalPlus-Bericht, Anm. d. Red.) Um welche Verpflichtung handelt es sich gegenüber den Investoren? Wurden von der Verwaltung Zusicherungen ausgesprochen oder gar Verträge geschlossen, die nicht vom Gemeinderat abgesegnet sind?
Der Bürgermeister ist in erster Linie den Bürgerinnen und Bürgern und dem Rat verpflichtet. Wieso erfahren sie aus der Presse den Planungsstand zur Windkraft? Anfragen von uns und von Bürgerinnen und Bürgern zur Windkraft wurden nur oberflächlich und inhaltlich absolut leer beantwortet. Nennt der Bürgermeister dieses Vorgehen transparent? Sollten hier ggf. alle Bürgerinnen und Bürger eingeschläfert werden, um ihnen zu gegebenem Zeitpunkt die festgezurrten Fakten um die Ohren zu hauen?
Bürgern und Landschaft verpflichtet
Mit den Projektierern der Windkraftanlagen arbeitet der Bürgermeister partnerschaftlich zusammen. So war zu lesen: „STAWAG, Enervie und SL NaturEnergie hätten sich nicht nur partnerschaftlich verhalten, sondern „im Voraus alle viel bringen müssen“. Konkret: unter anderem Windkraftmessungen vornehmen und artenschutzrechtliche Gutachten erstellen lassen. „Das kostet viel Geld, und es wäre unfair, jetzt zu sagen, dass wir erstmal abwarten wollen.“ (Heß-Zitat aus dem LokalPlus-Bericht, Anm. d. Red.) Diese von ihm hier eingebrachte Energie fordern wir vom Bürgermeister ein, um mit den Bürgerinnen und Bürgern partnerschaftlich zusammenzuarbeiten!
Es geht bei der Errichtung von Windkraftanlagen nicht um „Fairness“ zu Projektierern, sondern in erster Linie um die Gesunderhaltung der Bürgerinnen und Bürger, um den Schutz der Landschaft und um den Willen der Bevölkerung.
Rönkhausen-Pläne sorgen für Unverständnis
Das Suchgebiet am Oberbecken wurde seinerzeit von der Gemeinde mit der Rotampel belegt, weil dort Schwarzstorch und Rotmilan leben. Wie konnte man dort Planungen zulassen? Wieso wurden die Bürgerinnen und Bürger nicht informiert?
Wir, die Freien Wähler Finnentrop e.V. stehen zusammen mit unserer Fraktion im Rat der Gemeinde auf der Seite der Windkraftgegner.“
(LP)
lokalplus.nrw windkraft-langwierige-planungen-in-drei-suchbereichen-19506
vom 16.11.2017
Finnentrop. Diskussionen, Aufregung und Verunsicherung: Dafür sorgen das Thema Windkraft und die Frage nach dem aktuellen Planungsstand in der Gemeinde Finnentrop seit Jahren. Bürgermeister Dietmar Heß spricht auf LokalPlus-Anfrage von einem „insgesamt sehr komplexen Thema“. Der Stand der Dinge: Für drei – auch öffentlich bekannte – Suchbereiche gibt es Investoren für Windkraftanlagen, mit denen die Gemeinde Finnentrop Gespräche führt. Für einen weiteren Bereich hat ein Investor Interesse angemeldet. Aber: Bis zur Genehmigung für den Bau von Windkraftanlagen sei es insgesamt noch ein weiter Weg, der „selbstverständlich“ auch über die Bürgerbeteiligung führe, so Heß.
Die bekannten Suchbereiche
Nordwestlich von Serkenrode liegt der „Suchraum 3b“. Hier möchten die Stadtwerke Aachen (STAWAG) Windräder aufstellen. „Planungsrechtlich sind wir hier am weitesten“, sagt Dietmar Heß, „aber auch hier haben wir noch nicht alle Hindernisse aus dem Weg geräumt.“
Für den „Suchraum 5“ nordöstlich von Ostentrop hat sich mit dem südwestfälischen Energieversorger Enervie mit Sitz in Hagen ein Investor gefunden.
Im „Suchraum 6“ oberhalb von Schöndelt gibt es zwei Investoren – und laut Heß einen „Sonderfall“. Bei einem Teil der Fläche, bekannt als „Buchhagen“, handelt es sich nämlich um das ehemalige Nato-Gelände, das im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ist. Die BImA hat das Areal dem Windparkerrichter und –projektierer Ostwind (Regensburg) verpachtet. Für das Ex-Nato-Gelände liegt lediglich das Planungsrecht bei der Gemeinde Finnentrop.
Investor für die übrige Fläche im „Suchraum 6“ ist die Firma SL NaturEnergie (Gladback), die sich auf Photovoltaikanlagen und Windenergie spezialisiert hat. Das Unternehmen betreibt nach Angaben von Dietmar Heß bereits zwei der drei bestehenden Windkraftanlagen in Schöndel. SL habe angeboten, diese beiden Anlagen zu entfernen, was Heß begrüßen würde: Die derzeitigen Standorte der Windkaftanlagen seien „nicht optimal“. Voraussetzung sei dafür allerdings die Errichtung neuer Windräder im Planbereich.
Die Planungen
In den drei genannten Suchbereichen seien die Entwürfe für Bebauungspläne in Arbeit. Bis zur Fertigstellung der Pläne liege aber noch viel Arbeit vor allen Beteiligten, sagt Heß. Noch viel weiter entfernt seien die Punkte Genehmigung und Realisierung, denn: Der Entwurf der Pläne muss öffentlich, auch in Bürgerversammlungen, vorgestellt werden. Über den Entwurf und Anregungen der Einwohner muss der Rat entscheiden, ehe ein Bebauungsplan überhaupt aufgestellt werden kann. Erst danach kann ein Investor eine Baugenehmigung beantragen, die der Kreis Olpe erteilen muss.
Grundsätzlich bedeute ein Bauplan Sicherheit für Investor, Kommune und Bürger, sagt Heß. Der Plan als Rechtsgrundlage nämlich lege einen konkreten Standort für die Errichtung von Windrädern fest. „Damit unterliegt der Bau von Windrädern nicht mehr der Willkür des Investors“, so der Bürgermeister. Im Bauplan seien außerdem die Interessen des Allgemeinwohls – unter anderem der Mindestabstand zur Wohnbebauung – festgehalten und gesichert. Geht es schließlich an den Bau der Windkraftanlage, brauche es für jede einzelne eine separate Baugenehmigung. Ein kompliziertes und langwieriges Verfahren.
Die Investoren
„Das sind alles Partner, die wir kennen und mit denen wir vertrauensvoll zusammenarbeiten“, sagt Finnentrops Bürgermeister über die drei Investoren, mit denen die Gemeinde verhandelt. Mit Ausnahme des Bereichs „Buchhagen“ wolle sich die Kommune wie angekündigt an den Investitionen beteiligen und Projektgesellschaften gründen. Damit habe die Gemeinde zum einen Mitspracherecht bei den Planungen, womit sich alle drei Investoren auch einverstanden gezeigt hätten. Zum anderen könne sich die Kommune damit zivilrechtlich absichern, beispielsweise die Einhaltung einer bestimmten Maximalhöhe von Windrädern festlegen.
Heß betont, dass die Gemeinde beim Thema Windkraft nicht nur den Einwohnern, sondern auch den Investoren gegenüber verpflichtet sei. STAWAG, Enervie und SL NaturEnergie hätten sich nicht nur partnerschaftlich verhalten, sondern „im Voraus alle viel bringen müssen“. Konkret: unter anderem Windkraftmessungen vornehmen und artenschutzrechtliche Gutachten erstellen lassen. „Das kostet viel Geld, und es wäre unfair, jetzt zu sagen, dass wir erstmal abwarten wollen.“
Die rechtliche Lage
Abwarten: Das ist genau das, was viele Einwohner sich jetzt wünschen. Die neue schwarz-gelbe Landesregierung etwa hat Änderungen des Windenergieerlasses beschlossen, mit denen voraussichtlich ab 2018 unter anderem der Mindestabstand zu Wohngebieten auf 1500 Meter ausgeweitet werden soll. Die verschärften Regelungen, so die Hoffnung von Windkraftgegnern, könnten auch bestehenden Planungen für den Bau neuer Anlagen einen Strich durch die Rechnungen machen.
Hoffnungen, die Dietmar Heß nicht teilt, vor denen er sogar warnt. Zum einen gebe es aktuell nach wie vor keine neue Rechtslage. Somit seien die Kommunen nach wie vor gesetzlich dazu verpflichtet, Vorrangzonen für die Errichtung von Windkraftanlagen auszuweisen. Zum anderen falle der Windenergieerlass unter das Bundesrecht, könne also nicht allein von der NRW-Regierung vorgegeben werden.
Der vierte Suchbereich
Eigentlich war der Bereich rund um das Oberbecken in Rönkhausen laut Heß als Vorrangzone „schon ein bisschen aus der Debatte“. Nach den Regularien der Bezirksregierung Arnsberg, die ihre Windkraft-Planungen im Sommer eingestellt hat, sei der Suchraum nicht infrage gekommen, weil der Abstand zum Premiumwanderweg „Sauerland-Höhenflug“ mit rund 600 Metern zu niedrig sei. Das könne zwar nach wie vor ein Ausschlusskriterium sein, sagt Heß.
Allerdings sei ein Investor auf die Gemeinde zugekommen, der auch schon Vorverträge mit Grundstückseigentümern abgeschlossen habe. Am 7. Dezember wird sich der Umweltausschuss mit der Angelegenheit beschäftigen. Nach Angaben des Bürgermeisters gilt der Bereich rund ums Oberbecken bereits seit den 1980er Jahren als besonders windstarker Standort, im Sauerland sogar als der windstärkste.
www.lokalplus.nrw/regionalrat-beschliesst-ende-der-windkraft-planungen
vom 06.07.2017
www.wp.de/naturschutzverein-finnentrop vom 10.05.2017
Windkraft Argumente – Widersprüche – Sauerland von Clemens Bernemann, April 2017
Pater J. Wrede aus Schliprüthen nimmt Stellung zur Windkraft 09.04.2017
www.wp.de/der-schnellere-weg-zur-windkraft vom 22.02.2017
Die Diskussion um Windkraft in Finnenrop geht weiter WP vom 10.06.2016
Hess verteidigt Windkraft – LokalPlus vom 11.05.2015
Windkraft holt die Leute vom Sofa
Barbara Sander-Graetz, 08.05.2015 – 17:08 Uhr
Einwohnerversammlung in Schönholthausen. Ein Schwerpunkt war die Windenergie. Foto: Sander-Graetz
Eine Diskussion gab es nicht, dafür viele Informationen rund um Themen, mit denen sich die Gemeinde Finnentrop zurzeit im Frettertal, in Schönholthausen und Umgebung befasst. Die Gemeinde Finnentrop mit Bürgermeister Dietmar Heß und Beigeordneter Aloys Weber an der Spitze hatte am Mittwochabend in die Schützenhalle zu einer Einwohnerversammlung geladen und die Halle war voll. Windkraft und Dichtheitsprüfung sind Themen, die bewegen und die Leute vom Sofa holen, selbst wenn Fußball angesagt ist.
Finnenrtrop auf Platz 15
Nachdem Kriminalhauptkommissar Michael Klein von der Kreispolizeibehörde Olpe zum Thema „Bekämpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls“ ausführlich referiert hatte, ging Heß als erstes das Thema Windenergie an. „Wir haben hier besonders ergiebige Gebiete und stehen in NRW auf der Rangliste mit der Gemeinde auf dem 15. Platz“, so Heß.
Neun Suchräume gibt es, die alle im Frettertal liegen. Drei will die Gemeinde am Ende erschließen, doch kein Raum, so der Bürgermeister, sei unproblematisch. „Bei der Suche müssen wir nicht nur Rücksicht auf die Natur nehmen, sondern auch auf die Menschen“, so Heß, Bei Abständen zur Bebauung, zu Naturschutzgebieten oder auch Friedhöfen.
Gemeinsam ertragen
„Um die Gemeinde nicht mit 200 Meter hohen Windrädern zuzupflastern, haben wir noch viel zu kämpfen. Aber wir können auch nicht Nichts machen. Wir sollten es so begrenzen, dass wir es gemeinsam ertragen können“, appellierte der Bürgermeister.
Daher sollen auch nicht nur die Eigentümer und die Energieversorger von der Windkraft profitieren, sondern letztlich alle, damit eine breite Akzeptanz entsteht. Daher gibt es Überlegungen zu sogenannten Flächenpachtmodellen, bei denen neben den Eigentümern auch sonstige Betroffenen berücksichtigt werden sollen. „Außerdem wollen wir als Gemeinde mit den Energieversorgern ein Beteiligungsmodell gründen, um eine Wertschöpfung vor Ort zu behalten. So bekommen wir auch weiterhin einen rechtlichen Zugriff auf mögliche Konzentrationsflächen in der Zukunft“, führte Bürgermeister Heß aus.
Knackpunkt Drehfunkfeuer
Eigentlich sollte in diesem Jahr schon mit dem Bau der ersten Windkraftanlagen begonnen werden, doch das Flächennutzungsplanverfahren ist noch nicht eingeleitet worden. Ein Knackpunkt scheint dabei das Drehfunkfeuer „Germinghausen“ oberhalb von Hülschotten zu sein.
Dieses wird als Signal für Flugzeuge von der Deutschen Flugsicherung betrieben. Hier darf eigentlich im Radius von 15 Kilometern keine Windkraftanlage gebaut werden. Danach könnten dann nur noch Windkraftanlagen im oberen Frettertal entstehen. „Das ist aber noch nicht geregelt“, so Bürgermeister Dietmar Heß, „daher werden wir diesen Einwand erst einmal vernachlässigen.“
Link zum Original-Artikel: https://www.wr.de/staedte/kreis-olpe/windkraft-holt-die-leute-vom-sofa-id10650183.html
Drehfunkfeuer gefährdet Pläne – SK vom 04.03.2015
Windpark für alle Bürger – Grundstücksbesitzer wehren sich gegen Vorwürfe – SK vom 07.07.14
Windpark Serkenrode/Schliprüthen , Risiken der Windenergie von Clemens Bernemann, Juni 2014
Stadtwerke Aachen planen Windpark bei Serkenrode – WP vom 15.05.2014
Stellungnahme des Sauerländer Heimatbundes aus 2015, Seite 14
Ausgabe März 2015 zum Entwurf des Regionalplanes Arnsberg Sachlicher Teilplan „Energie“ 2014
Der Windenergie die Flügel stutzen – Elmar Reuter, Sauerland 4/2013
Erntefeld Windkraft – Artikel von Friedhelm Tomba im SK aus Februar 2013
Aus einem Bericht von Friedhelm Tomba über eine Dorfversammlung in Schöndelt (Oktober 2013)
„Stürmischer Wind bis schwerer Sturm“ zeigte die Skala beim Thema „Windenergie“ an. Seit 2004 drehen sich in Schöndelt private Windräder. Aloys Webers Feststellung „Sie wohnen im einzigen Ortsteil, der die Windenergie bereits kennt“ führte zu einer Reihe von Wortbeiträgen.
- „Ich höre ständig das monotone Geräusch der Windräder. Man sollte die Betreiber auf Schadenersatz verklagen.
- Wer will denn hier noch hinziehen?“, warf Herrmann-Josef Alz in die Runde.
- Helmut Schröder merkte an, das bei einem weiteren Ausbau in Schöndelt kein Haus mehr zu verkaufen sei.
- Burkhard Hachen (Wiebelhausen) fügte an, das Jagden nicht mehr zu verpachten sein.
Bürgermeister Heß übernahm den Part des Diplomaten. „Durch den Ausbau von Windenenergie sollen nicht nur Millionäre kassieren. Die Gemeinde Finnentrop vertritt auch die Interessen der Bürger, die nicht so viel Geld haben. Es ist und bleibt unser Bestreben, den Bürger an der Windenergie zu beteiligen.“ Das war eine Vorlage für Windkraftbetreiber Werner Bille, der einen überraschenden Vorschlag machte. „Ist es nicht möglich, dass wir in Schöndelt oben auf dem Buchhagen gemeinsam unseren eigenen Windpark errichten? Wenn das Dorf eine einvernehmliche Lösung findet, wäre der Platz doch ideal dafür geeignet.“
Auf dem „Buchhagen“ befindet sich das Gelände, das früher von der Bundeswehr genutzt wurde. Bürgermeister Heß zeigte sich von dem Vorschlag durchaus positiv angetan. „Das wäre durchaus eine Möglichkeit.“ Zuvor muss allerdings aufgrund der Dorfdisharmonie in Sachen „Windenergie“ noch viel Wind aus den Segeln genommen werden. Den Vorbehalt, von Josef Schelle, das gerade zu nachtschlafender Zeit kein störendes Geräusch aufkommen dürfte, konterte Bille wie folgt: „ Jupp, wenn du erst mal daran beteiligt bist, und dann das Tacken der Räder hörst, kannst du auch bei offenen Fenster wunderbar schlafen.“
Kompletter Artikel: Eigener Windpark für Schöndelt – SK vom 18.10.2013